Täter fühlen sich der rechten Szene zugehörig Anklage wegen Mordes an Obdachlosen

Stralsund (dpa). Wegen Mordes an einem Obdachlosen in Greifswald hat die Staatsanwaltschaft Stralsund Anklage gegen drei junge Männer erhoben. Den zur Tatzeit im vergangenen November 16- und 20-Jährigen wird vorgeworfen, den 42 Jahre alten Obdachlosen brutal getötet zu haben, wie der Sprecher der Stralsunder Staatsanwaltschaft, Ralf Lechte, am Dienstag der dpa sagte. Die Täter fühlten sich der rechten Szene zugehörig. Ob rechte Motive Anlass für das Verbrechen waren, sei unklar, sagte Lechte.

Ein 16 Jahre alter Tatverdächtiger war nach Angaben der Staatsanwaltschaft bis kurz vor dem Verbrechen Mitglied der rechtsextremen NPD. Der Prozessbeginn am Landgericht Stralsund wird Ende April/Anfang Mai erwartet. Die Angeklagten seien weitestgehend geständig, sagte Lechte.

Das 42 Jahre alte Opfer war der vierte Obdachlose, der im vergangenen Jahr in Mecklenburg-Vorpommern umgebracht wurde. Wegen der Tötung eines Stadtstreichers in Ahlbeck auf Usedom im Juli 2000 wurde vorige Woche der rechtsextreme Gunnar Doege zu lebenslanger Haft verurteilt. Drei Mittäter erhielten Haftstrafen zwischen drei und zwölf Jahren. Im Fall eines weiteren Obdachlosentodes in Greifswald im Juni 2000 erhielt der 20-jährige Haupttäter siebeneinhalb Jahre Haft, zwei 18-jährige Mädchen erhielten Bewährungsstrafen. Der Prozess gegen fünf junge Männer, die ebenfalls im Juli 2000 in Wismar einen Obdachlosen getötet haben sollen, beginnt am Donnerstag.

Im Fall des getöteten 42 Jahre alten Greifswalders hatten die Angeklagten laut Staatsanwaltschaft in der Tatnacht ihr Opfer zuerst zusammengeschlagen. Kurze Zeit später seien sie zurückgekehrt, um den Mann zu töten, sagte Lechte. Auf die Spur der mutmaßlichen Täter war die Polizei durch Hinweise der Bevölkerung gelangt. Rund drei Wochen nach der Tat konnten die jungen Männer gefasst werden. Die Angeklagten sitzen seitdem in Untersuchungshaft.

(RPO Archiv)
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