Persönlich Anne Hidalgo . . . regiert als erste Frau die Stadt Paris

Paris bekommt erstmals eine Frau als Bürgermeister: Die adrette Sozialistin Anne Hidalgo hat in der Stichwahl die extravagante konservative Konkurrentin Nathalie Kosciusko-Morizet abgehängt, die in der ersten Runde noch leicht vorne gelegen hatte, und damit ihren Parteifreund, Staatschef François Hollande, vor der ganz großen Niederlage bewahrt. Damit regiert künftig kein "Monsieur", sondern eine "Madame le Maire" in dem prachtvollen großen Gebäude mit Blick über die Seine und die Kathedrale Notre Dame.

Im Rathaus ist die 54-Jährige freilich keine Unbekannte: Hidalgo war 13 Jahre lang Stellvertreterin des scheidenden Bürgermeisters Bertrand Delanoë und weiß, wo die Pariser der Schuh drückt: Die Verkehrs-, Wohn- und Betreuungsprobleme in der chronisch verstopften und überteuerten Stadt will sie mit mehr Grünflächen, zusätzlichen Leih- und Elektroautos, neuen Sozialwohnungen und weiteren Kinderbetreuungsstätten lösen.

Die Fachkompetenz wird ihr zugestanden: Hidalgo gilt als arbeitsam und seriös, wirkt wegen ihrer bisweilen hölzernen Ausdrucksweise aber weniger charismatisch als ihr Förderer Delanoë, für den sie im Hintergrund arbeitete. Die "Diskrete" nennt sie darum die französische Presse, wenngleich ihr Weggefährten einen harten Kern attestieren. Den brauchte sie auch, um als Tochter spanischer Einwanderer voranzukommen: 1959 in San Fernando bei Cadiz geboren, kam sie mit zwei Jahren nach Frankreich, wuchs in Lyon auf und erhielt 1973 die französische Staatsbürgerschaft – aus "Ana" wurde "Anne".

Beruflich musste Hidalgo lernen, sich ohne den üblichen Abschluss der Pariser Eliteschulen durchzusetzen. Sie wurde Arbeitsinspektorin, trat 1994 den Sozialisten bei, wurde Beraterin der damaligen Arbeitsministerin Martine Aubry, bis sie Delanoë zu sich ins Rathaus holte. Nun tritt die langjährige Nummer zwei aus dem Schatten ihres Mentors.

(RP)
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