Istanbul Anschlag: Türkei weitet Fahndung aus

Istanbul · Ehefrau des Verdächtigen will nichts von IS-Mitgliedschaft gewusst haben.

Die türkische Polizei hat im Zusammenhang mit dem tödlichen Anschlag auf einen Istanbuler Nachtclub sechs weitere Verdächtige, darunter zwei Ausländer, festgesetzt. Sie würden ebenso wie acht schon zuvor Festgenommene in Istanbul verhört, berichtete gestern die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Unter ihnen ist auch die Frau des mutmaßlichen Attentäters, der in der Neujahrsnacht im Club "Reina" 39 Menschen mit einem Schnellfeuergewehr getötet und knapp 70 verletzt haben soll. Er selbst ist noch auf der Flucht. Anadolu meldete, bei der Polizei seien nach der Veröffentlichung von neuen Fotos und Videos zahlreiche Hinweise eingegangen. Türkische Medien brachten ein Selfie-Video, das den Verdächtigen auf dem Istanbuler Taksim-Platz zeigen soll.

Die als Gattin des mutmaßlichen Attentäters identifizierte Frau sagte der Polizei laut einem Bericht der Zeitung "Hürriyet", sie habe nichts von seiner IS-Mitgliedschaft gewusst. Sie habe von dem Anschlag im Fernsehen erfahren. Der Terrorexperte Abdullah Agar nannte den Täter einen Experten. Seine Vorgehensweise zeige, dass er ein Mörder sei, der wahrscheinlich schon früher auf Menschen geschossen habe.

Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge hat der mutmaßliche Täter "möglicherweise jahrelang in Syrien gekämpft". Die Agentur bezieht sich auf Sicherheitskreise. Die Zeitung "Habertürk" berichtete, der Mann sei bereits am 22. November von Syrien aus in die türkische Stadt Konya, rund 200 Kilometer südlich von Ankara, gereist. Er habe dabei seine Frau und zwei Kinder mitgenommen, um unverdächtig zu wirken. Laut "Hürriyet" kehrte der Gesuchte am 29. Dezember nach Istanbul zurück. Über seine genaue Herkunft ist bisher nichts bekannt. Zuerst hieß es, er stamme vermutlich aus Kirgistan oder Usbekistan. Gestern berichtete nun "Habertürk", er gehöre vermutlich zur muslimischen Minderheit der Uiguren in China.

Der nach dem Putschversuch im Juli verhängte Ausnahmezustand gilt mindestens bis zum 19. April weiter. Das Parlament in Ankara stimmte am späten Abend dem Antrag der Regierung auf Verlängerung um weitere drei Monate zu.

(RP)
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