New York Weiners Affären lasten auf Clintons Wahlkampf

New York · Der New Yorker Kongressabgeordnete Anthony Weiner hat seine Karriere mit einer Sexaffäre ruiniert - erneut. Doch dieses Mal schadet er vor allem seiner Frau, der engsten Vertrauten Hillary Clintons.

Anthony Weiners Affären lasten auf Hillary Clintons Wahlkampf
Foto: afp

In diesem Sommer hat es Anthony Weiner auf die Leinwand geschafft, als Hauptfigur eines Dokumentarfilms, der sich allein um seine politische Karriere dreht. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie jemand, der so klug ist, sich so dämlich verhalten konnte. Und Weiner, ein aufstrebender, dann jäh abgestürzter Star in den Reihen der Demokratischen Partei, kommentierte seine Dummheiten auf eine Art, die man nur intelligent nennen konnte. Als wäre er ein Psychologe, der einen Patienten auf der Couch analysiert, nur dass er selber auf der Couch lag.

Der 51-Jährige, der einst als Abgeordneter im US-Kongress saß und sich später - anfangs nicht ganz aussichtslos - um den Posten des New Yorker Bürgermeisters bewarb, ist besessen davon, über soziale Medien erotische Fotos zu verschicken. Meist sind es Aufnahmen, die in seiner Unterhose die Konturen seines Gemächts erkennen lassen. Als Politiker wiederum ist er ein Naturtalent: redegewandt, schnell im Kopf, sprühend vor Ideen. "Weiner", der Film, hat ihn in all seinen Facetten gezeichnet.

Für eine Weile sah es so aus, als würde der spannende Streifen über den gescheiterten Anlauf des Rathauskandidaten ein spätes Comeback einläuten. "Wir sind aus der Bronx, der ganze persönliche Müll ist uns egal", schreit eine seiner Anhängerinnen aus New Yorks ärmstem Stadtteil Journalisten ins Gesicht, die sich nur für Weiners Skandale interessieren. Nun aber sorgt der gestrauchelte Hoffnungsträger mit seinem nächsten Cybersex-Skandal für Furore. Und diesmal hat er wohl nicht nur seine Karriere endgültig ruiniert, diesmal ist offenbar auch seine Ehe in die Brüche gegangen.

Nach "langem und schmerzhaftem Nachdenken" und intensiver Arbeit an der Beziehung habe sie sich für die Trennung entschieden, lässt seine Frau Huma Abedin (40) in einer kurzen Erklärung wissen. Zuvor hatte die Boulevardzeitung "New York Post" über die dritte Cybersex-Affäre des Ex-Abgeordneten berichtet, diesmal mit einer vorerst noch anonymen Brünetten um die 40. Einmal schickte er ihr ein Foto seiner prall gefüllten Unterhose. Neben ihm schlief Jordan, sein vierjähriger Sohn. 2011 hatte Abedin noch zu ihrem Mann gehalten, als der sich öffentlich zum Gespött machte. Schon damals ging es um intime Bilder: Weiner glaubte, sie einer Studentin in Seattle privat via Twitter gesendet zu haben, nicht ahnend, dass er zugleich all seine 45.000 Anhänger einweihte.

Huma Abedin und Anthony Weiner, das war mal das Glamourpaar der amerikanischen Politik. Als sie 2010 heirateten, zählten Bill und Hillary Clinton zu den Hochzeitsgästen, was sich allein schon durch die Tatsache erklärt, dass Hillary einmal sagte, wenn sie außer Chelsea eine zweite Tochter hätte, dann wäre es Huma. 1996 fing die grazile Schönheit als Praktikantin im Büro der damaligen First Lady an. Heute gibt es kaum einen Auftritt der Präsidentschaftskandidatin Clinton, bei dem sich Abedin nicht um organisatorische Details kümmert. Als Tochter muslimischer Einwanderer aus Indien und Pakistan, geboren in Michigan, verbrachte sie ihre Kindheit in Saudi-Arabien, wo ihr Vater einen Thinktank gründete. Schon das reicht rechten Verschwörungstheoretikern, um sie unter eine Art Generalverdacht zu stellen, ähnlich wie Barack Obama, den in Indonesien aufgewachsenen Enkel eines Muslims aus Kenia.

Huma Abedins Prominenz hat nicht ganz überraschend zur Folge, dass Donald Trump die Eskapaden ihres Ehemanns irgendwie für sich auszuschlachten versucht. Er mache sich Sorgen um das Land, fabuliert der Milliardär, denn Hillary Clinton sei offensichtlich sorglos genug gewesen, einem Luftikus wie Weiner eine "große Nähe zu hochvertraulichen Informationen" zu gestatten. "Wer weiß, was er erfahren hat und an wen er es weitergab?", spinnt Trump den Faden weiter.

Allerdings hat der Tycoon seiner Rivalin auch schon in typischem Machostil vorgeworfen, ihren Gatten Bill sexuell nicht zufriedengestellt und somit einer Praktikantin namens Monica Lewinsky erst das Feld bereitet zu haben. Profitiert hat er gewiss nicht davon. Es sieht nicht danach aus, als könnte er "Weinergate" zum Dauerbrenner im Wahlkampf machen.

(RP)
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