Scharm El Scheich Araber bilden Eingreiftruppe für den Jemen

Scharm El Scheich · Der Krieg droht zum Flächenbrand zu werden. Aus der Hafenstadt Aden werden heftige Kämpfe gemeldet. Der entmachtete Präsident floh mit saudischer Hilfe außer Landes. Auch immer mehr Diplomaten werden evakuiert.

Die Staaten der Arabischen Liga wollen der Brandherde in der Region künftig mit einer gemeinsamen Eingreiftruppe Herr werden. Unter dem Eindruck der wachsenden Gefahr eines Bürgerkriegs im Jemen beschlossen die Staats- und Regierungschefs gestern auf ihrem Gipfeltreffen im ägyptischen Scharm el Scheich die Gründung einer solchen Task-Force. Es könnte Monate dauern, bis dafür die Strukturen und die Logistik aufgebaut sind. In der Vergangenheit waren Versuche, eine gemeinsame Streitmacht aufzubauen, immer wieder wegen unterschiedlicher Machtinteressen gescheitert.

Die Länder auf der Arabischen Halbinsel und in Nordafrika fühlen sich zunehmend durch islamistische Gruppierungen wie die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bedroht. Der IS dehnt seinen Einfluss nach der Eroberung von Teilen Iraks und Syriens auf weitere Länder aus. Hinzu kommen die Konflikte in Libyen und im Jemen, wo sich Saudi-Arabien und der Iran einen Stellvertreterkrieg liefern.

Die Teilnahme an der panarabischen Truppe sei freiwillig, heißt es im Gipfelkommuniqué der Staatengruppe. In ihrer Erklärung stellen sich die arabischen Länder hinter den Präsidenten des Jemen, der mit Unterstützung einer von Saudi-Arabien geführten Allianz gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen kämpft. Im Jemen weiteten sich die Kämpfe am Wochenende aus. Besonders heftig umkämpft war die wichtige Hafenstadt Aden. Dutzende Menschen wurden dabei getötet.

Die neue Truppe werde einschreiten, "um auf Antrag wichtiger Länder gegen Bedrohungen von Sicherheit und Frieden eines Mitgliedsstaates vorzugehen", heißt es in der Erklärung. Der Irak meldete allerdings Vorbehalte dagegen an. Der Vorschlag einer gemeinsamen Eingreiftruppe stammt vom ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al Sissi, der seinen islamistischen Vorgänger Mohammed Mursi stürzte und seither gegen die Muslimbrüder und andere islamistische Aufständische kämpft.

Die Arabische Liga rief die jemenitischen Huthi-Rebellen auf, die Hauptstadt Sanaa zu verlassen und ihre Waffen an die "rechtmäßigen" Behörden auszuhändigen. Im Jemen flog die von Saudi-Arabien angeführte Militärallianz den fünften Tag in Folge Angriffe gegen die Huthis. In der Altstadt von Aden am gleichnamigen Golf lieferten sich beide Seiten heftige Kämpfe.

Die Hafenstadt war der Rückzugsort von Präsident Abed Rabbu Mansur Hadi, wo er die letzten Monate residierte. Der entmachtete Präsident ist inzwischen mit saudischer Hilfe außer Landes geflüchtet. Seine Anhänger berichteten, mindestens drei Menschen seien bei einer Schießerei im Zentrum ums Leben gekommen. Das von den Huthi-Rebellen kontrollierte Gesundheitsministerium sprach von 35 Toten und 88 Verletzten durch saudiarabische Luftangriffe. Auch aus der Hauptstadt Sanaa und aus dem wichtigsten Hafen am Roten Meer, Hodeida, wurden Kämpfe gemeldet. In der Provinz Schabwa wurden Anwohnern zufolge 30 Huthis getötet.

Wegen des Vormarschs der Huthi brachten immer mehr Länder ihre Diplomaten aus Aden in Sicherheit. Nach der Eroberung von Sanaa hatten Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait ihre Botschaften dorthin verlegt. Gestern holte ein chinesisches Kriegsschiff chinesische Diplomaten und Auswanderer aus Aden ab.

(rtr)
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