Nach Entlassung von Brigadegeneral GünzelStruck hat Morddrohungen erhalten
Hamburg (rpo). Nach der Entlassung des Brigadegenerals Reinhard Günzel ist Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) mit dem Tode bedroht worden, wie er der "Bild am Sonntag" sagte. Unterdessen berichten Medien über geplante Milliardenkürzungen bei der Bundeswehr.Der Kommandeur des Bundeswehr-Kommandos Spezialkräfte (KSK) war im vergangenen Jahr vorzeitig in den Ruhestand geschickt worden, weil er eine als antisemitisch kritisierte Rede des damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann brieflich gelobt hatte. Struck sagte, er würde jederzeit wieder so handeln wie im Falle Günzel. "Jeder Soldat, der sich so äußert wie dieser General, muss mit entsprechenden Maßnahmen rechnen", kündigte er an. Günzel ist ein EinzelfallNach Auffassung Strucks ist Günzel "ein Einzelfall". Der Minister sagte: "Die Offiziere und Unteroffiziere der Bundeswehr sind nach meiner Erfahrung überzeugte Demokraten und fern von jeder Art von Extremismus." Die Bundeswehr stehe heute "ohne Wenn und Aber in der Tradition der Widerstandskämpfer des 20. Juli und nicht mehr, wie zu Beginn, in der der Wehrmacht". Struck betonte: "Ich bin und bleibe ein Anhänger der Wehrpflicht." Doch sollte sie eines Tages vom Bundestag abgeschafft werden, müsse die Bundeswehr damit ohne erneute Umstrukturierungen fertig werden. Die Befürchtung, eine Berufsarmee könne zu einem Staat im Staate werden, wies Struck zurück. Die Bundeswehr sei so demokratisch gefestigt, dass auch eine Berufsarmee nicht zum Staat im Staate würde. Er fügte hinzu: "Ich fürchte eher, dass die Gesellschaft sich von einer Berufsarmee abwenden könnte." Milliardenkürzungen bei der BundeswehrDie Bundeswehr muss sich auf Milliardenkürzungen bei Rüstungsprojekten gefasst machen. Verteidigungsminister Peter Struck plane bis 2018 Einschnitte im Umfang von bis zu 26 Milliarden Euro, berichteten mehrere Zeitungen am Wochenende. Union und FDP übten heftige Kritik an dem Plan. Die Rüstungsindustrie beschwerte sich schriftlich. Struck verteidigte hingegen sein Sparkonzept, das er am Dienstag vorstellen will. "In Zeiten, in denen wir auch im gesamten sozialen Bereich kürzen müssen, können wir bei der Bundeswehr nicht einfach immer mehr ausgeben", wird Struck in der "Bild am Sonntag" zitiert. Trotz des Sparzwangs sei oberste Priorität seines Handelns, "die Soldaten im Einsatz bekommen, was nötig ist". Zu den Rüstungskürzungen äußerte er sich nicht im Einzelnen. Sein Ministerium nahm ebenfalls keine Stellung dazu. "Ein Waterloo für die Bundeswehr"Die Union bezeichnete die Pläne als "ein Waterloo für die Bundeswehr". "Ich habe den Eindruck, dass viel eher der künftige Finanzminister Struck als der Verteidigungsminister handelt", sagte der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Christian Schmidt, (CSU). Dies habe nichts mit der Umsetzung einer Struktur zu tun. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Jürgen Koppelin, kritisierte, die geplanten "erheblichen Einsparungen" in der Ausrüstung der Bundeswehr gefährdeten langfristig die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Kritik und Lob für KürzungspläneDer Vorsitzende des Ausschusses Verteidigungswirtschaft beim Bundesverband der Deutschen Industrie, Friedrich Lürßen, kritisierte in einem Brief an Struck die Pläne ebenfalls, wie das "Handelsblatt" meldete. Lürßen beklage vor allem, dass die Industrie in die Planung nicht genügend einbezogen worden sei. Dagegen lobte der verteidigungspolitische Sprecher der SPD, Rainer Arnold, die Langzeitplanung für Rüstungsbeschaffungen bis 2017. "Es ist ein entscheidender Schritt, dass sich nun zum ersten Mal die Planung an den tatsächlichen Finanzansätzen orientiert", sagte er dem "Handelsblatt". Das "Handelsblatt" hatte zuvor unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, bei den Hubschrauber-Programmen NH 90 und Tiger seien erhebliche Kürzungen vorgesehen. Auch die bisher in der Entwicklung befindliche Kampfdrohne Taifun solle gestrichen werden. Gleichzeitig habe sich Struck für drei neue Projekte entschieden: In diesem Jahr solle die Vorserie des Schützenpanzers Puma gebaut werden, 2005 wolle sich Deutschland an der Entwicklung eines bodengestützten Luftabwehrsystems (MEADS) und einer luftgestützten Bodenaufklärung (AGS) beteiligen. Deutlich weniger EurofighterNach einem Bericht der "Bild"-Zeitung will Struck zudem unter anderem deutlich weniger Eurofighter bestellen als bisher geplant. Die Stückzahl des Schützenpanzers Puma solle von 418 auf 300 reduziert werden. Das Panzerabwehr-Lenkraketensystem PARS werde komplett gestrichen, die Stückzahl des Aufklärungsfahrzeugs Mungo von 900 auf 388 verringert. Die Marine werde bis 2010 keine Neuaufträge mehr bekommen. Darüber hinaus soll nach einem "Focus"-Bericht der Abbau ziviler Stellen bei der Bundeswehr mit Abfindungen beschleunigt werden. Die "Welt am Sonntag" berichtete, die Anzahl der Bundeswehrstandorte werde von 531 um gut 100 verkleinert.