Signalfunktion für weiteres RennenVorwahl: Kerry schlägt Dean und Clark
Manchester/USA (rpo). Senator John Kerry hat sich zum Favoriten der Demokraten für die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten gemausert. Bei Vorwahl (Primary) in New Hampshire verwies er seinen schärfsten Konkurrenten Howard Dean klar auf den zweiten Paltz verweisen. Kerry gewann deutlich die traditionell erste Vorwahl (Primary) im Staat New Hampshire am Dienstag. Zweiter wurde der frühere Gouverneur von Vermont, Howard Dean, der noch zu Jahresbeginn als Favorit galt. Kerry hatte vergangene Woche schon überraschend die Abstimmung auf den ersten Parteiversammlungen (Caucuses) im Staat Iowa gewonnen. Nach Auszählung von 97 Prozent der Wahlkreise führte Kerry klar mit 39 Prozent vor Dean mit 26 Prozent. Im Rennen um Platz drei lagen der ehemaligen NATO-General Wesley Clark und Senator John Edwards mit jeweils zwölf Prozent gleichauf. Senator Joe Lieberman erreichte mit neun Prozent nur Platz fünf. Empfehlungen einiger Berater, seine Kandidatur niederzulegen, wies er jedoch zurück. Rund 200.000 Wähler beteiligten sich an der Wahl. Das ist ein Rekord für New Hampshire. Das Ergebnis aus dem Staat hat eine wichtige Signalfunktion für die weitere Suche der Demokraten nach dem Herausforderer für US-Präsident Georg W. Bush bei der Wahl im November. "Das ist ein großer Sieg, eine große Wende""Das ist ein großer Sieg, eine große Wende", sagte Kerry der Nachrichtenagentur AP. "Wir waren Monate lang abgeschrieben. Aber wir haben den Menschen unsere Entschlossenheit gezeigt, Präsident Bush zu besiegen." Kerry rief die Demokraten auf, sich ihm anzuschließen, um Bush zu besiegen und "die Wirtschaft der Privilegien" zu beenden. Er versprach, er wolle "die Armut von Millionen verringern, statt die Steuern für Millionäre". Dean, der als erklärter Gegner des Irak-Kriegs in New Hampshire zu Jahresbeginn noch mit 25 Prozent Vorsprung geführt hatte, hatte nach der Niederlage in Iowa nur noch auf ein solides Ergebnis gehofft. Er zeigte sich mit dem jetzigen Resultat zufrieden. "Ich habe gerade erst zu kämpfen begonnen"Im Rausch der Siegesfeier vergaß John Kerry keinen Moment, dass er erst am Anfang eines langen Weges steht. "Ich habe gerade erst zu kämpfen begonnen", versprach der Senator seinen euphorischen Anhängern am Dienstag in New Hampshire. Mit dem Sieg auch in der zweiten Vorwahl hat Kerry seine Chancen auf die Kandidatur gegen Präsident George W. Bush zwar beträchtlich erhöht. Denn nicht nur Howard Dean, sondern auch seine beiden anderen Hauptrivalen Wesley Clark und John Edwards mussten herbe Rückschläge einstecken. Dennoch bleibt die Nominierung hart umfochten. Kerry hofft, dass sein klarer Sieg in Iowa und New Hampshire ihm nun Flügel für den weiteren Vorwahlmarathon verleiht. Die Wähler in New Hampshire hätten in ihm den "stärksten Kandidaten" erkannt, um Bush im November besiegen zu können, frohlockte der Senator. Tatsächlich scheint Kerry davon zu profitieren, dass sich in der Partei zunehmend der Pragmatismus gegen die Passionen durchsetzt. "Mit Dean ausgegangen, Kerry geheiratet", bringt ein geflügeltes Wort im Umfeld des Senators die Trendwende auf den Punkt. Immer weniger Zutrauen in DeanDer Ex-Gouverneur von Vermont hat zwar mit seinem furiosen Anti-Bush-Kurs in den vergangenen Monaten viel Begeisterung in der Partei wecken können - als erster unter den demokratischen Präsidentschaftsanwärtern hatte er erkannt, wie tief die Wut an der Basis auf die Bush-Regierung sitzt. Doch den Sieg gegen den Präsidenten trauten Dean zuletzt offenbar immer weniger Parteimitglieder zu: Und dass es "das Wichtigste sei, Bush zu schlagen", war von den Wählern in New Hampshire allerorten zu hören. Mit seinem viel verspotteten Auftritt nach der Niederlage in Iowa, als er mit hochrotem Kopf einen heiseren Kampfschrei ausstieß, nährte Dean selbst die Zweifel an seiner Eignung für das höchste Amt. Der stets seriöse Kerry konnte sich dagegen auch mit seiner Vita als Vietnamveteran und langjähriger Senator immer besser als der Mann mit der Siegchance gegen Bush in Szene setzen. Von Resignation war bei Dean nach seiner zweiten Pleite aber keine Spur: Auf der Wahlparty überließ er das Geschrei zwar diesmal seinen Fans, gebärdete sich aber wie ein Sieger. Mit dem zweiten Platz in New Hampshire habe seine Kampagne "ihren Schwung wieder gewonnen", verkündete er. Clark will weitermachenAuch Clark, der frühere NATO-Oberbefehlshaber, und Edwards, der junge und smarte Senator aus North Carolina, wollen weitermachen. Schon am nächsten Dienstag könnte sich das Bewerberfeld allerdings lichten, wenn zugleich in den Staaten Arizona, Delaware, Missouri, New Mexico, North Dakota, Oklahoma und South Carolina abgestimmt wird. Edwards räumte ein, dass ein Sieg in seinem Geburtsstaat South Carolina für ihn Pflicht ist. Und auch Clark und Dean stehen mächtig unter Druck. Wer im Rennen bleiben wolle, müsse am Dienstag mindestens einen Staat gewinnen, meinte die demokratische Parteistrategin Donna Brazile. Kerry wiederum wird beweisen müssen, dass er als Neuengländer auch im Süden und Westen siegen kann - nach der Erfahrung vergangener Wahlkampagnen nicht gerade ein einfaches Unterfangen. Angesichts dieser dramatischen Ausgangslage wird die Kandidatur voraussichtlich mit immer härteren Bandagen ausgefochten werden. Kerry muss sich darauf einstellen, dass er als Spitzenreiter die härtesten Angriffe auf sich zieht. Dean gab schon am Abend von New Hampshire zu erkennen, dass er den Senator verstärkt als Repräsentanten des Washingtoner Establishments attackieren will. Ein wirklicher Wandel im Land sei nicht mit jemandem zu bewerkstelligen, der "von innerhalb Washingtons kommt", sagte er. Wirken Kerrys zunehmend beleuchtetUnd Kerry muss sich auch darauf gefasst machen, dass sein Wirken als Senator zunehmend beleuchtet wird - auch von seinen Gegnern im Weißen Haus. Der Präsident scheint sich jedenfalls bereits auf ein Duell mit Kerry einzustimmen. Auf einer geschlossenen Veranstaltung kritisierte Bush nach Presseberichten den Senator dafür, dass er im Kongress grundsätzlich für den Irakkrieg gestimmt hatte, seither aber gegen die Militäraktion Front macht. "Politisch brilliant" finde er diesen Kurs, spottete der Präsident.