Ein Kapitän fährt volles Risiko
Ein rechter Kapitän, das weiß jeder, geht als Letzter von Bord seines sinkenden Schiffes. An diese Vorschrift aus dem Ehrenkodex der Seeleute hat sich der italienische Kommandant der im Mittelmeer gesunkenen "Costa Concordia" offenbar nicht gehalten — wie im übrigen auch an so einige andere Regeln nicht. Francesco Schettino ficht das bisher nicht an; über seinen Anwalt ließ er mitteilen, er fühle sich keineswegs schuldig am Untergang des Kreuzfahrtschiffs. Damit steht der Kapitän ziemlich allein da. Denn immerhin steht fest, dass er seinen 112 000-Tonnen-Luxusliner mit voller Absicht riskant nahe an die Küste heran manövriert hatte. Möglicherweise, damit ein Mitglied der Besatzung seine dort lebende Familie beeindrucken konnte. Mussten Menschen sterben, weil ein geltungsbedürftiger Seebär ein bisschen protzen wollte? Eine schreckliche Vorstellung.