Rabiate Grenzsicherung hat ihren Preis
Die Flüchtlingskrise scheint zwar weit weg in diesen Tagen, aber das ist nur eine Frage der Perspektive: Fragen Sie mal einen Italiener. Italien hat allein im vergangenen Jahr mehr als 180.000 Boat-People aufgenommen. Seit die Balkanroute über die Türkei und Griechen nach Mitteleuropa geschlossen ist, kommen die Menschen über das zentrale Mittelmeer. Es sind nun nicht mehr vorwiegend syrische Bürgerkriegsflüchtlinge, sondern vor allem Migranten aus Afrika. Und weil die Nachbarn im Norden die Grenzen abgeriegelt haben, bleiben sie in Italien hängen. Zwar gibt es eine Absprache in der EU, die Last mit den Italienern zu teilen und Migranten zu übernehmen, aber sie wird von den meisten EU-Partnern boykottiert. Also haben die Italiener im Alleingang gehandelt - wer wollte es ihnen verdenken? Sie nahmen die Hilfsorganisationen im Mittelmeer an die Kandare, sie schickten Geld und Material für die libysche Küstenwache, sie taten alles, um die Boote der Flüchtlinge zu stoppen, bevor sie internationales Gewässer erreichen, wo man sie aus dem Meer fischen müsste.