Persönlich Asia Bibi . . . könnte dem Galgen entgehen

Fünf Jahre ist es her, dass die Christin Asia Bibi in Pakistan wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt wurde. Seitdem sitzt die fünffache Mutter in Einzelhaft, in einer fensterlosen, gerade sieben Quadratmeter großen Zelle, und wartet auf ihre Hinrichtung. Doch nun gibt es erstmals Hoffnung: Gestern suspendierte Pakistans Oberstes Gericht die Hinrichtung bis auf Weiteres und ließ ein Berufungsverfahren zu. Das gilt vielen als Asia Bibisletzte Chance, dem Galgen zu entgehen.

Begonnen hatte der Alptraum mit einem banalen Zank im Sommer 2009 - um einen Becher Wasser. Muslimische Nachbarinnen, die mit ihr auf dem Feld arbeiteten, hatten sich geweigert, Wasser aus demselben Brunnen zu trinken, aus dem Asia geschöpft hatte. Das Wasser sei verseucht, weil Asia keine Muslimin sei, gifteten sie. Gedemütigt soll Asia Bibi gekontert haben: "Ich glaube an meine Religion und an Jesus Christus, der für die Sünden der Menschheit am Kreuz starb. Was hat euer Prophet Mohammed getan, um die Menschheit zu retten?"

Ein aufgebrachter Mob verprügelte wenig später die Christin; die Polizei nahm sie fest. Ihre Familie musste fliehen und hält sich bis heute versteckt. Im November 2010 verurteilte ein Gericht Bibi als erste Frau wegen Gotteslästerung zum Tode. Die Richter wollten nicht einmal in Erwägung ziehen, dass Asia fälschlich beschuldigt worden sein könnte.

Der Fall hat Pakistan gespalten. Die Hardliner wollen an Asia Bibi ein Exempel statuieren. Vergeblich versuchten Liberale bisher, ihr zu helfen. Mehrere Politiker, die sich für die Christin einsetzten, wurden ermordet.

Obwohl nach pakistanischen Medienberichten die Todesstrafe wegen Blasphemie nie vollstreckt wurde, sollen seit 1992 mehr als 60 Beschuldigte ermordet oder gelyncht worden sein, manche sogar im Gefängnis. Auch Bibi soll in der Haft misshandelt worden sein. Ihr Gesundheitszustand sei schlecht, heißt es.

(RP)
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