Oslo Aus Sorge vor Russland rüstet Nordeuropa auf

Oslo · Die nordischen Länder reagieren militärisch auf das aggressiver gewordene Russland. Das norwegische Verteidigungsministerium hat nun bekanntgegeben, dass es 3,6 Milliarden Kronen, umgerechnet 420 Millionen Euro, in die Verbesserung seiner militärischen Bereitschaft investieren wird. Damit soll unter anderem die Errichtung der ersten Flugabwehreinheit für die Nordbrigade finanziert werden. Auch in die Modernisierung der in Deutschland hergestellten "Leopard 2"-Panzer wird investiert.

Seit der Eskalation des Ukraine-Konflikts im vergangenen Jahr diskutiert Norwegen, inwieweit seine militärischen Kapazitäten für die veränderte Sicherheitslage im Norden Europas ausreichend sind. "Russlands Aktionen haben gezeigt, welche Herausforderung es ist, ein kleines Nachbarland dieser Supermacht mit globalen Ambitionen zu sein", warnte etwa Ex-Marinekommandeur Jacob Børresen.

In Norwegen, aber auch in den anderen Ländern des Nordischen Rats (Dänemark, Schweden, Finnland und Island) wachsen die Ängste vor Russland. Die Nato-Mitglieder Norwegen, Island und Dänemark vereinbarten jüngst eine weitgehende Militärkooperation mit den neutralen Nachbarn Schweden und Finnland. Dabei geht es neben gemeinsamen Manövern um eine "direkte Antwort auf das aggressive Verhalten Russlands". Es gibt Sicherheitsexperten, nach deren Meinung die zumindest offiziell noch neutralen Staaten Schweden und Finnland durch diese Kooperation bereits so eng an das westliche Verteidigungsbündnis angeschlossen sind, dass eine weitere Annäherung nur noch durch eine Vollmitgliedschaft möglich wäre. In Schweden und Finnland ist die Mehrheit der Bevölkerung jedoch weiterhin gegen einen solchen Schritt.

Auch Stockholm hat sein Militärbudget nach jahrelangen Kürzungen wieder erhöht. In Schweden hatte unter anderem die vermutete, aber nie bestätigte Präsenz russischer U-Boote in den Gewässern vor Stockholm die Debatte befeuert. Einen ähnlichen Vorfall gab es nun vor Finnland: Die Marine des Landes hat offenbar ein U-Boot aus den Gewässern vor Helsinki verjagt. Auf das am Anfang der Woche geortete Gefährt seien Warngranaten abgeworfen worden, teilte die Marine mit. Mit dem Einsatz der Mini-Wasserbomben werde dem Zielobjekt zu verstehen gegeben, das es entdeckt worden sei, sagte Kommodore Olavi Jantunen der Zeitung "Helsingin Sanomat". Schaden sollten die Granaten nicht anrichten.

Verteidigungsminister Carl Haglund sagte, bei dem Objekt könne es sich um ein U-Boot gehandelt haben. Es sei wahrscheinlich, dass es die Gewässer wieder verlassen habe. Es komme nur sehr selten vor, dass Finnland solche Warngranaten einsetze. Ob Russland in den Vorfall verwickelt ist, sagte Haglund nicht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort