Rebellenoffensive in Ukraine 15 Tote bei Angriff auf Mariupol

Kiew · Die Rebellen weiten im Osten der Ukraine offenbar ihre Angriffe auf die letzte regierungstreue Großstadt aus. Bei Raketenbeschuss kamen in Mariupol am Samstag mindestens 15 Menschen ums Leben.

 Nach dem Raketenbeschuss begutachten Bewohner von Mariupol die Folgen.

Nach dem Raketenbeschuss begutachten Bewohner von Mariupol die Folgen.

Foto: ap

Wie das Innenministerium in Kiew mitteilte, wurden 76 weitere Menschen verletzt, als die Raketen in einem Wohnviertel einschlugen. Die Stadtverwaltung, die Polizei und die ukrainische Armee machten prorussische Rebellen für den Angriff verantwortlich.

Nach Angaben der Stadtverwaltung von Mariupol schlugen die Raketen auf einem Markt in einem dicht besiedelten Wohnviertel ein. Mehrere Häuser und Autos seien in Flammen aufgegangen. Fotos auf lokalen Nachrichtenseiten im Internet zeigten Flammen und graue Rauchschwaden über Wohnhäusern. Nach Armeeangaben wurden auch mehrere ukrainische Kontrollpunkte in der Umgebung beschossen. Dabei seien ein Soldat getötet und ein weiterer verletzt worden.

Die ukrainische Armee und die Kiew-treuen Behörden von Mariupol machten die Rebellen für den Angriff verantwortlich. Der Sekretär des nationalen Sicherheitsrates in Kiew, Alexander Turtschinow, erklärte, der russische Präsident Wladimir Putin sei für den Angriff "persönlich verantwortlich".

Die Separatisten wiesen die Anschuldigungen zurück. Ihre Kämpfer hätten Mariupol nicht beschossen und schon gar keine Wohnviertel, berichtete die Nachrichtenagentur der selbstproklamierten Volksrepublik Donezk unter Berufung auf einen "Militärvertreter" der Separatisten. Er sprach stattdessen von einer "Provokation" ukrainischer Sicherheitskräfte.

Mariupol ist die letzte größere Stadt in der Region, die unter ukrainischer Kontrolle steht. Die Hafenstadt am Asowschen Meer mit knapp 500.000 Einwohnern ist strategisch wichtig, weil sie zwischen den von den Rebellen kontrollierten Gebieten in der Ostukraine und der von Russland annektierten Halbinsel Krim liegt. Zuletzt war die Stadt von Kämpfen weitgehend verschont geblieben.

Die Rebellen in der Ostukraine hatten am Freitag eine neue Großoffensive angekündigt. "Wir werden eine Offensive in der gesamten Region starten", zitierten russische Nachrichtenagenturen den "Präsidenten" der Volksrepublik Donezk, Alexander Sachartschenko. Gespräche über eine Waffenruhe werde er vorerst nicht mehr führen.

Die Ukraine, Russland und die prorussischen Rebellen hatten im September in Minsk einen Waffenstillstand vereinbart, der allerdings nie umgesetzt wurde. Zuletzt hatte es wieder besonders heftige Kämpfe gegeben. Am Donnerstag zogen sich die ukrainischen Truppen nach monatelangen Gefechten vom umkämpften Flughafen von Donezk zurück und erlitten damit einen schweren Rückschlag.

In dem seit neun Monaten anhaltenden Konflikt wurden nach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bereits 5000 Menschen getötet. Die Ukraine und der Westen werfen Russland vor, die Aufständischen mit Waffen und Truppen zu unterstützen. Dies wird von Russland verneint.

Am Freitagabend forderte die Europäische Union Russland erneut dazu auf, mehr für eine Beilegung der Ukraine-Krise zu tun. Moskau müsse "seiner Verantwortung gerecht werden", erklärte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. "Die Zeit rennt davon in der Ostukraine." Die dortigen Kämpfe hätten schon viel zu viele Todesopfer gefordert - sowohl unter den Kämpfern beider Seiten als auch unter Zivilisten.

(AFP)
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