Gewalt in Kenia 35 Menschen in Kirche verbrannt

Nairobi (RPO). Kenia versinkt nach der Präsidentenwahl in Chaos und Gewalt: Im Westen des Landes sind in einer Kirche rund 30 Menschen verbrannt. Die Leute hatten dort Zuflucht gesucht, nachdem ihre eigenen Häuser niedergebrannt worden waren. Hilfsorganisationen sprechen von einer humanitären Katastrophe im Land.

Kenia stürzt ins Chaos
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Nach Angaben des Roten Kreuzes flohen in den vergangenen Tagen rund 70.000 Menschen im Westen des Landes. In der Nähe der westlichen Stadt Eldoret im Rift-Tal wurde nach Angaben von Behörden und Rotem Kreuz eine Kirche angezündet, in der hunderte Menschen Zuflucht gesucht hatten. Mindestens 35 Menschen verbrannten. Die Zahl der Toten seit der umstrittenen Präsidentenwahl vom Donnerstag stieg laut Polizei auf mindestens 306. International wuchs der Druck auf die kenianische Regierung, der Gewalt ein Ende zu setzen und die Vorwürfe der Wahlfälschung aufzuklären.

Laut Rotem Kreuz zeigten Luftaufnahmen aus Westkenia hunderte brennende Häuser, angezündete Farmen und alle zehn Kilometer Straßensperren. Der Generalsekretär des kenianischen Roten Kreuzes, Abbas Gullet, sprach nach Besuchen vor Ort von einer "nationalen Katastrophe". Was er im Rift-Tal gesehen habe, sei "unvorstellbar und unbeschreiblich". Behördenvertretern in Uganda zufolge flohen bereits hunderte Angehörige des Kikuyu-Volkes von Präsident Mwai Kibaki ins Nachbarland.

Nach Angaben von Rot-Kreuz-Vertretern verbrannten in der Kirche in Kiamba bei Eldoret mindestens 35 Menschen, "einige von ihnen bis zur Unkenntlichkeit". 42 Menschen seien mit schweren Verbrennungen in Krankenhäuser eingeliefert worden. In der hölzernen Kirche hatten sich nach Angaben von Polizei und Überlebenden drei- bis vierhundert Menschen vor den Gewalttaten in Sicherheit gebracht. Bis zu 150 Menschen seien aber umgehend geflohen, als das Gotteshaus angezündet wurde. Die Polizei hatte nach Angaben eines Sprechers nicht damit gerechnet, dass eine Kirche angegriffen würde. Ein ranghoher Vertreter der Polizei sprach angesichts der Gewalt im Rift-Tal von "ethnischer Säuberung". Neben Eldoret war die weiter südlich gelegene Stadt Kisumu ein Brennpunkt der Unruhen.

Die Gewalt war nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses und Kibakis hastiger Vereidigung am Sonntag eskaliert. Der Vorsitzende der Wahlkommission, Samuel Kivuitu, sagte am Dienstag, er habe das Ergebnis aufgrund von Druck der Parteien von Kibaki und dessen Rivalen Raila Odinga verkündet, obwohl es Forderungen nach einer Überprüfung gegeben habe. Am Montag hatten sich mehrere Vertreter der kenianischen Wahlkommission für eine Überprüfung der Stimmauszählung ausgesprochen.

Die EU-Wahlbeobachter erklärten, bei dem Urnengang sei gegen wichtige Standards verstoßen worden. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sowie die Führungen von Afrikanischer und Europäischer Union riefen die Kenianer zur Ruhe und zum Dialog auf. Die US-Regierung, die Kibaki zunächst zum Wahlsieg gratuliert hatte, zog die Glückwünsche am Montag zurück.

Großbritannien bemühte sich als frühere Kolonialmacht verstärkt um Vermittlung. Premierminister Gordon Brown vereinbarte mit dem Vorsitzenden der Afrikanischen Union (AU), dem ghanaischen Präsidenten John Kufuor, dass sich Commonwealth und AU dringend um Versöhnung in dem ostafrikanischen Land bemühen müssten. Brown forderte nach eigenen Angaben auch Kibaki und Odinga in Telefonaten zum Dialog auf.

Kibaki erklärte seine Bereitschaft zu Gesprächen mit allen Parteien. Odinga sagte, seine Partei sei zu einem Treffen mit Kibaki bereit, sofern dieser seine Wahlniederlage anerkenne. Beide forderten ein Ende der Gewalt. Odinga kündigte seine Teilnahme an einer für Donnerstag geplanten Massenkundgebung in Nairobi an, die von der Polizei verboten wurde.

(afp)
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