Gefechte begannen vor 40 Tagen Kampf um Kobane fordert bereits 815 Tote

Mürsitpinar · Die Zahl der Opfer im Kampf um die syrische Grenzstadt Kobane steigt immer weiter. Seit Beginn der Gefechte zwischen der Terrormiliz Islamischer Staat und den kurdischen Verteidigern der Stadt vor 40 Tagen sind 815 Tote gezählt worden.

Das berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Am Sonntag konzentrierten sich die Kämpfe auf einen Hügel westlich der Stadt. Nach Angaben der Beobachtungsstelle waren unter den Opfern 21 kurdische Zivilisten, 302 Kämpfer der Kurden-Miliz YPG und 481 IS-Extremisten.

Die IS-Kämpfer griffen nach Angaben der Beobachtungsstelle die vierte Nacht in Folge ein Viertel im Norden der belagerten Stadt Kobane an, um die Versorgungswege für die Kurden abzuschneiden. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten liefern sich in der Stadt an der syrisch-türkischen Grenze seit Wochen erbitterte Gefechte mit den zahlenmäßig und ausrüstungstechnisch überlegenen IS-Kämpfern.

Die Kurden sollen in den kommenden Tagen Verstärkung aus dem Irak erhalten. Ein erstes Kontingent von 150 schwerbewaffneten Peschmerga werde frühestens am Montag eintreffen, berichtete die kurdische Nachrichtenagentur Rudaw. Die Einheiten stünden bereit, es gebe aber "technische Probleme".

Kommt die Verstärkung für die Verteidiger?

Die größte syrische Kurdenpartei Demokratische Union (PYD) steht einer Verstärkung durch Peschmerga-Kämpfer aus dem Nordirak nach den Worten des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ablehnend gegenüber. Die Partei fürchte um ihren Einfluss, sollten die kurdischen Einheiten aus dem Irak in den Kampf um Kobane eingreifen, sagte Erdogan am Sonntag laut türkischen Medien auf dem Rückflug von einem Besuch in Estland. "Die PYD will nicht, dass die Peschmerga nach Kobane kommen und dort die Führung übernehmen", wurde der Staatschef zitiert.

Die syrischen Kurden sind mit der in der Türkei verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verbündet, weshalb die türkische Regierung ihre Stärkung verhindern will. Präsident Recep Tayyip Erdogan will stattdessen 1300 Kämpfer der Freien Syrischen Armee (FSA) zur Abwehr des IS nach Kobane schicken. Das wiederum lehnen die kurdischen Einheiten ab. Es gebe kein entsprechendes Abkommen, verlautete am Wochenende von Kurdenvertretern in Syrien. Sie warfen Erdogan vor, "Verwirrung" stiften zu wollen.

Die Türkei hatte vor einer Woche überraschend einen Kurswechsel vollzogen und erklärt, nun doch ihre Grenze für Peschmerga-Kämpfer aus dem Irak zu öffnen.

Russland lässt sich derweil weiterhin nicht von den USA zu einem stärkeren Engagement gegen den IS bewegen. Äußerungen von US-Außenminister John Kerry, wonach Russland bei der Ausbildung der irakischen Truppen für den Kampf gegen den IS helfen wolle, wies der russische Außenminister Sergej Lawrow am Samstag zurück. "Es gab keine Übereinkunft, wonach wir Ausbilder in den Irak schicken." Es werde auch keine engere Zusammenarbeit der Geheimdienste Russlands und der USA zur Bekämpfung des IS geben.

Im Irak konnten kurdische Kämpfer nach wochenlangen Gefechten am Samstag eine Stadt im Norden aus der Gewalt des IS zurückzuerobern. Unterstützt durch Angriffe der US-Luftwaffe sei es gelungen, die Extremisten aus dem Zentrum von Sumar und aus elf umliegenden Dörfern zu vertreiben, sagte Peschmerga-General Karim Atuti. Sumar liegt rund 60 Kilometer nordwestlich der vom IS im Juni eingenommenen Millionenstadt Mossul.

Bei Kämpfen mit IS-Einheiten südlich von Bagdad wurden am Samstag acht irakische Soldaten getötet. Die Armee versuchte, eine Pilgerroute nach Kerbela im Süden zu sichern. Hunderttausende Schiiten nehmen jedes Jahr den Weg, um an den Aschura-Feierlichkeiten teilzunehmen.

Auch im syrischen Bürgerkrieg zwischen Rebellen und den Regierungstruppen von Staatschef Baschar al-Assad wurden am Sonntag erneut dutzende Menschen getötet. Bei Luftangriffen der syrischen Armee auf von Rebellen kontrollierte Gebiete wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle mindestens 43 Zivilisten getötet, unter ihnen 13 Kinder. Die Kampfjets bombardierten demnach von Rebellen kontrollierte Gebiete.

(ap/AFP)
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