Wegen mutmaßlicher Putschpläne 49 türkische Armeeangehörige festgenommen

Brüssel/Istanbul (RPO). 49 türkische Armeeangehörige, darunter 17 Generäle außer Dienst und vier aktive Admiräle, sind von der türkischen Polizei festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, 2003 Putschpläne gegen die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan geplant zu haben.

 Der ehemalige Admiral Ozer Karabulut wird - hier von Polizisten eskortiert - in ein Istnbuler Gerichtsgebäude gebracht.

Der ehemalige Admiral Ozer Karabulut wird - hier von Polizisten eskortiert - in ein Istnbuler Gerichtsgebäude gebracht.

Foto: AP, AP

Die Europäische Union zeigte sich besorgt über die Festnahme von 49 türkischen Armeeangehörigen wegen möglicher Putschpläne. Die Sprecherin von EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle rief am Dienstag in Brüssel die türkischen Ermittlungsbehörden auf, bei ihrer Untersuchung die rechtsstaatlichen Grundsätze zu achten. Der Generalstab der türkischen Armee traf zusammen, um über die Situation zu beraten.

Die EU-Kommission habe die schweren Anschuldigungen gegen die festgenommenen türkischen Armeeangehörigen zur Kenntnis genommen und verfolge das Verfahren sehr genau, sagte die Sprecherin des EU-Erweiterungskommissars, Angela Filote. "Die türkischen Bürger haben das Recht, alles über diese Angelegenheiten zu erfahren, daher muss diese Untersuchung beispielhaft sein", fügte sie hinzu. Die Ermittlungsbehörden müssten die Grundsätze eines fairen Verfahrens achten.

Die Türkei ist seit 2004 EU-Beitrittskandidat, die Verhandlungen kommen allerdings sehr langsam voran. Die türkische Armee distanzierte sich vom Vorgehen der Ermittlungsbehörden. Alle Generäle und Admiräle hätten sich am Dienstag am Sitz des Generalstabs versammelt, um die "ernste Lage" zu erörtern, erklärte der Generalstab auf seiner Website ohne nähere Angaben.

Der Nachrichtensender CNN-Türk berichtete, die ehemaligen und aktiven Offiziere stünden unter dem Verdacht des versuchten Regierungsumsturzes. Auch die ehemaligen Kommandanten von Luftwaffe und Marine zählen zu den Festgenommenen. Die Armeeangehörigen waren am Montag bei einem großflächigen und für die Türkei einmaligen Polizeieinsatz festgenommen worden. Die Anordnung dazu gab die Istanbuler Staatsanwaltschaft.

Die Beschuldigten sollen im Jahr 2003 den Sturz der islamisch geprägten Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan geplant haben. Sollte nach den staatsanwaltschaftlichen Vernehmungen Anklage erhoben werden, drohen den Militärs lebenslange Haftstrafen. Die Armee sieht sich als Wächter über die säkularen Werte der türkischen Republik und betrachtet Erdogans Regierung mit Misstrauen. Seit 1960 sind vier Regierungen in der Türkei von den Generälen von der Macht verdrängt worden.

(AFP/nbe)
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