Ägypten Geringe Beteiligung bei zweiter Runde der Parlamentswahl

Kairo · Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen hat die zweite Runde der Parlamentswahl in Ägypten stattgefunden. Von ihrem Wahlrecht machten jedoch nur wenige Bürger Gebrauch. Das hat politische Gründe.

 Wahlhelfer zählen bei der zweiten Runde der Parlamentswahl in Ägpyten die Stimmen aus.

Wahlhelfer zählen bei der zweiten Runde der Parlamentswahl in Ägpyten die Stimmen aus.

Foto: dpa, kef bjw

Auch bei der zweiten Runde der Parlamentswahl in Ägypten hat sich eine niedrige Wahlbeteiligung abgezeichnet. Nur wenige Menschen kamen am Sonntag in die Wahllokale in 14 der ägyptischen Provinzen und der Hauptstadt Kairo, wo noch bis Montag abgestimmt werden sollte, wie die Nachrichtenagentur AP beobachten konnte. In der ersten Runde im Oktober in den übrigen 14 Provinzen lag die Beteiligung bei nicht einmal 27 Prozent.

Zehntausende Soldaten und Polizisten bewachten die Wahllokale. Die Sicherheitsbedenken waren nach dem mutmaßlichen Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat auf ein russisches Flugzeug auf der Sinai-Halbinsel noch einmal größer geworden. Doch viele Wähler blieben den Urnen nicht aus Angst vor Terror, sondern aus politischer Apathie fern.

"Die sagen den Leuten, sie sollen sich von der Politik fernhalten, und sperren jene ein, die nicht zuhören. Die Regierung sollte sich nicht über die geringe Beteiligung wundern", sagte eine Nichtwählerin. "Gebt uns echte Politik, dann geben wir euch eine echte Beteiligung."

Viele Experten hatten mit der geringen Wahlbeteiligung gerechnet. Die nächste Legislative werde wahrscheinlich ein Scheinparlament sein, das die Macht von Präsident Abdel Fattah al-Sisi weiter festige, hieß es von Kritikern. Dieser hatte den Sturz des islamistischen Staatschefs Mohammed Mursi im Sommer 2013 angeführt. Al-Sisi kämpft derzeit damit, die marode Wirtschaft wiederzubeleben und den islamistischen Terror zu stoppen, während er gleichzeitig die Opposition zum Schweigen bringt.

Die regierungsnahe Partei "Wegen der Liebe für Ägypten" lag Medienberichten zufolge nach der ersten Wahlrunde vorn. Die Zusammensetzung des 596-köpfigen Parlaments soll Anfang Dezember feststehen. Noch in diesem Jahr soll es seine Arbeit aufnehmen.

Das letzte Parlament war per Gerichtsbeschluss 2012 aufgelöst worden. Es war von Islamisten dominiert worden. Insgesamt sind rund 54 Millionen Ägypter wahlberechtigt.

(lsa/ap)
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