Der Irak nach der Hinrichtung Älteste Tochter preist Saddam als Märtyrer

Bagdad (RPO). Nach der Beisetzung von Saddam Hussein in den frühen Morgenstunden des 31. Dezember pilgerten Hunderte Anhänger des ehemaligen irakischen Diktators pilgerten zum Grab, hielten Fotos in den Händen, knieten nieder.

Die Beisetzung von Saddam Hussein
13 Bilder

Die Beisetzung von Saddam Hussein

13 Bilder
Foto: AP

In Jordanien nahm die Tochter von Saddam Hussein, Raghad, an einer Protestaktion gegen die Hinrichtung teil. "Gott segne Euch, und ich danke Euch dafür, dass ihr Saddam, den Märtyrer, ehrt", sagte sie nach Angaben von Augenzeugen bei ihrer Ankunft. Kurz danach verließ sie die Veranstaltung wieder. Es war ihr erster öffentlicher Auftritt seit der Hinrichtung ihres Vaters am Samstag. Die Demonstranten in Amman riefen "Wir werden zwei Dinge niemals aufgeben, Irak und Saddam Hussein". "Wir opfern unser Blut und unsere Seelen für Dich".

Die Gegner Husseins feiern indes den Tod des Tyrannen. Neues Mode-Accessoire für schiitische Jugendliche: der Handy-Clip von Saddams Hinrichtung. Die Bilder von der Exekution sind eine attraktive Trophäe der schiitischen Jugend des Landes geworden. "Das ist das Schicksal von Tyrannen", ruft Saif Mohammed aus dem Bagdader Schiitenviertel Sadr City und zeigt stolz den top-aktuellen Handy-Clip auf seinem modernen Mobiltelefon.

"Wir schicken die Bilder auf die Handys all unserer Freunde", ergänzt der Jugendliche. Die Telefonläden in dem 2,5 Millionen Einwohner zählenden Schiitenviertel, in denen das Handy-Video für umgerechnet 30 Euro-Cent aus dem Internet heruntergeladen werden kann, werden von Interessenten überrannt.

Am Samstag fielen Anschlägen im Irak mindestens 92 Menschen zum Opfer, was jedoch in den vergangenen Wochen mehr oder weniger die normale Tagesbilanz war. Auch sechs weitere US-Soldaten wurden getötet.

Saddam Husseins Leichnam wurde am Samstagabend von Bagdad nach Tikrit übergeführt, wo er am frühen Sonntagmorgen eintraf. Eskortiert wurde der Sarg laut einem Bericht des Senders Al Arabija von Gouverneur Schagtti sowie vom Anführer von Saddam Husseins Albu-Nassir-Clan, Scheich Ali al Nidawi. Diese beiden hätten in Gesprächen mit den US-Behörden und der irakischen Regierung die Beisetzung nahe Tikrit ausgehandelt, hieß es.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort