Das Leben der afghanischen Flüchtlingskinder "In Pakistan haben wir nichts"

Islamabad · Sie leben oft in bitterer Armut, verdingen sich als Tagelöhner: die afghanischen Flüchtlinge in Pakistan. 1,6 Millionen von ihnen sind in dem Land registriert, es sind aber wohl weitaus mehr. Der AP-Fotograf Muhammed Muheisen hat sich in einen Slum bei Islamabad begeben und fotografierte für eine Porträt-Serie Dutzende afghanische Flüchtlingskinder.

Afghanische Flüchtlingskinder in Pakistan
23 Bilder

Afghanische Flüchtlingskinder in Pakistan

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Scheu schauen sie in die Kamera, die Kleidung verschlissen, die kleinen Gesichter schmutzig. Kaum einem Kind huscht ein Lächeln über die Lippen, als sie vor der Kamera von Muhammed Muheisen, Cheffotograf der Nachrichtenagentur AP in Pakistan, stehen. Es sind Flüchtlingskinder afghanischer Herkunft, die er porträtiert hat, viele von ihnen aber sind in Pakistan geboren und leben mit ihren Familien fern der Heimat.

Es ist die Folge der politischen Unruhen in Afghanistan. Als die Sowjets 1979 in das Land einmarschierten, kehrten Tausende Afghanen ihrer Heimat den Rücken. Viele ließen sich im Iran nieder, viele auch in Pakistan. Und die Flüchtlingswelle wollte nicht enden angesichts der unsicheren Lage in Afghanistan, die in der Herrschaft der Taliban ihren vorläufigen Höhepunkt fand.

Die Pakistaner sind zunehmend frustriert

Seit dem Sturz der Taliban sind laut dem Flüchtlingshilfswerk UNHCR 3,8 Millionen registrierte Flüchtlinge in ihre Heimat zurückgekehrt, doch noch immer leben 1,6 Millionen Afghanen in pakistanischen Lagern. Viele fürchten sich, in die Heimat zurückzukehren angesichts der noch immer recht instabilen Lage. Zumal bis Ende des Jahres auch die letzten ausländischen Kampfgruppen aus Afghanistan abziehen wollen.

Entsprechend fürchten auch die USA und Pakistan, die am Montag nach dreijähriger Unterbrechung ihren Dialog über eine strategische Zusammenarbeit wieder aufgenommen hatten, dass Afghanistan ohne Unterstützung des Westens wieder in die Hände der Taliban fallen oder in einem Bürgerkrieg versinken könnte. Für Pakistan könnte dies eine neue Flüchtlingswelle bedeuten.

Viele Pakistaner aber, so schreibt die Nachrichtenagentur AP, sind zunehmend frustriert über die Flüchtlinge in ihrem Land. Sie brächten Kriminalität und Terrorismus in ihr Land, ist die landläufige Meinung. Der Druck auf die Regierung, diese zurückzuschicken, ist entsprechend groß.

Niemals eine Schule besucht

Für die Flüchtlinge selbst ist das Leben jenseits der Heimat alles andere als leicht. Es ist schwierig für viele, Arbeit zu finden. Oft verdingen sie sich als Tagelöhner, auch schon die Kleinsten, die mitunter keine Schule besuchen. So wie Awal Gul, einer der Flüchtlingsjungen, die AP-Fotograf Muheisen porträtiert hat. Er lebt in einem Slum in einem Außenbezirk der pakistanischen Hauptstadt Islamabad.

Der Zwölfjährige hat nie eine Schule besucht, verdingt sich als Tagelöhner auf einem Gemüsemarkt. Dabei möchte er lieber ein berühmter Cricket-Spieler werden und so sein Land repräsentieren. "Meine Heimat ist Afghanistan", sagt er. "Und in Pakistan haben wir nichts."

(das)
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