Präsidentschaftswahl in Afghanistan Abdullah Abdullah liegt nach ersten Auszählungen vorn

Wer wird Nachfolger von Präsident Karsai? Derzeit liegt bei den Wahlen in Afghanistan der frühere Außenminister Abdullah vorn, für eine Prognose des Siegers ist es aber noch zu früh. Der Wahlkommission liegen fast 1900 Beschwerden wegen mutmaßlichen Wahlbetrugs vor.

Die Favoriten der Präsidentschaftswahl in Afghanistan
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Die Favoriten der Präsidentschaftswahl in Afghanistan

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Erste Teilergebnisse der Präsidentschaftswahl in Afghanistan deuten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Ex-Außenminister Abdullah Abdullah und Ex-Finanzminister Aschraf Ghani Ahmadsai hin. Nach Auszählung von zehn Prozent der Stimmzettel in 26 der 34 Provinzen des Landes kommt Abdullah auf 41,9 Prozent der Stimmen, Ghani auf 37,6 Prozent, wie am Sonntag bekanntgegeben wurde.

Auf dem vorläufigen dritten Platz liegt der frühere Außenminister Salmai Rassul. Er galt als ein Favorit von Präsident Hamid Karsai, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte und aus dem Amt scheidet.

Der Vorsitzende der Wahlkommission, Ahmed Jussuf Nuristani, sagte, es sei noch zu früh, das Endergebnis der Wahl vorauszusagen. Es sei erst eine kleine Zahl der mehr als sieben Millionen abgegebenen Stimmen ausgezählt. Vorläufige Endergebnisse werden für den 24. April erwartet. Allerdings legen die ersten Resultate nahe, dass keiner der acht Kandidaten auf eine absolute Mehrheit kommt. In diesem Fall wäre eine Stichwahl nötig.

Der Zwischenstand bezieht sich auf die Ergebnisse aus der Auszählung von etwas mehr als 500 000 Stimmen, wie Nuristani erklärte. Abdullah, der bei der umstrittenen Wahl 2009 auf den zweiten Platz kam, konnte bislang 212 312 Stimmen auf sich vereinen, sein Rivale Ghani 190 561. Rassul kam hingegen nur auf 49 821 Stimmen. Für die restlichen Kandidaten wurden keine Ergebnisse bekannt gegeben.

Kurz nach Bekanntgabe der Teilergebnisse vom Sonntag sagte der aktuelle Favorit Abdullah der Nachrichtenagentur AP, er habe Gespräche mit Rassul geführt, doch sei es zu früh, um über eine mögliche Allianz zu reden. Sollte er gewählt werden, werde er sich um eine Einheitsregierung bemühen, erklärte er. Abdullah scheint bereits auszuschließen, dass Ghani dieser Regierung angehören könnte. "Dr. Ghani könnte als loyale Opposition dienen", sagte er in einem Interview. "Das ist auch ein Dienst für die Nation."

Im Vorfeld der Wahl am 5. April hatten Aufständische Dutzende Anschläge verübt. Die islamistischen Taliban lehnten die Teilergebnisse am Sonntag ab. Ihr Sprecher Kari Jussef Ahmadi sagte, weder die Abstimmung noch ihre Ergebnisse seien rechtmäßig. "Der Gewinner und der Verlierer sind beides Verbrecher", sagte er.

Nach der Wahl wurden knapp 1900 Beschwerden wegen mutmaßlichen Betrugs eingereicht. Die Zahl sei aber niedriger als bei der letzten Wahl, sagte der Sprecher des dafür zuständigen Komitees der Wahlkommission, Mohammed Nadir Mohseni. Jeder Vorwurf werde genau geprüft, damit das Wahlergebnis nicht in Frage gestellt werden könne, kündigte er an. Seinen Angaben zufolge sind 870 der untersuchten Beschwerden ernst genug, um potenziell das Resultat zu beeinflussen.

Weitverbreitete Betrugsvorwürfe hatten die Wahl 2009 überschattet und dazu geführt, dass ein Drittel der Stimmen für Karsai disqualifiziert wurden. Dadurch verpasste er die Mehrheit, die er gebraucht hätte, um eine Stichwahl zu vermeiden. Sein schärfster Rivale Abdullah stieg aber bereits vor einer möglichen zweiten Wahlrunde aus dem Rennen aus. Er begründete dies damit, dass er glaube, dass diese Abstimmung auch nicht fair sein würde.

(ap)
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