Haftort weiter unbekannt Ai Weiwei wegen "Wirtschafsverbrechen" festgenommen

Peking (RPO). Seit der bekannte chinesische Künstler Ai Weiwei am Sonntag festgenommen wurde, gibt es kein Lebenszeichen von dem Dissidenten. Jetzt gaben die chinesischen Behörden bekannt, was dem 53-Jährigen vorgeworfen wird: Gegen Ai werde wegen mutmaßlicher "Wirtschaftsverbrechen" ermittelt.

Gegen ihn wird wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen ermittelt: Künstler Ai Weiwei.

Gegen ihn wird wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen ermittelt: Künstler Ai Weiwei.

Foto: AFP, AFP

Vier Tage nach der Festnahme von Ai ist erstmals etwas über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bekannt geworden. Gegen ihn werde wegen mutmaßlicher "Wirtschaftsverbrechen" ermittelt, hieß es am Donnerstag in einer knappen Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Seine Festnahme am Sonntag sei "in Übereinstimmung mit dem Gesetz" erfolgt. Die chinesische Polizei wollte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP weiter keine Angaben zu dem Fall machen.

Ais Frau Lu Qing sagte AFP, sie habe immer noch keine offizielle Mitteilung zu den Ermittlungen erhalten. Außerdem wisse sie weiter nicht, wo ihr Mann festgehalten werde. Der 53-jährige Künstler war am Sonntag von der Polizei am Flughafen von Peking festgenommen worden, als er ein Flugzeug nach Hongkong besteigen wollte. Er sieht sich wegen seiner Kritik an der kommunistischen Führung der Volksrepublik regelmäßig Repressalien ausgesetzt. Sein Anwalt Liu Xiaoyuan sagte am Mittwoch, er habe seit Sonntag kein Lebenszeichen von Ai erhalten.

Seine Festnahme ist für den chinesischen Künstler Ai Weiwei offenbar nicht ganz überraschend gekommen. Mehrere Besuche der Polizei in den Wochen vor der Festnahme seien Vorboten dafür gewesen, dass die Schikanen diesmal anders seien, erklärte die Ehefrau des Künstlers und Bürgerrechtlers, Lu Ying. "Er hatte eine Vorahnung, dass er festgenommen werden würde", sagte sie am Mittwoch in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP. "Er sagte mir, dass es sein könnte, dass ihm etwas zustößt."

Seit Sonntag kein Lebenszeichen

Seit Ais Festnahme habe sie nichts mehr von ihrem Mann gehört, sagte Lu. Die Polizei sei aber gekommen und habe ohne Erklärung aus ihrer Wohnung die Computer und das Geld mitgenommen. "Es ist sehr ernst. So viele Leute haben das Haus durchsucht und es ist über 48 Stunden her, dass ich etwas von ihm gehört habe. Ich mache mir große Sorgen wegen der Situation, insbesondere um seine Gesundheit", sagte Lu.

Sie hätten zwar darüber gesprochen, dass ihm etwas passieren könnte, sagte Ais Frau. Doch nie habe sie sich träumen lassen, dass ihr der Strom abgestellt und die Konten eingefroren würden. Außerdem hatten die Behörden sein Atelier in der chinesischen Hauptstadt durchsucht. Die USA und die Europäische Union hatten das Vorgehen scharf kritisiert.

Die Bundesregierung forderte die sofortige Freilassung Ais. Dieser müsse seiner künstlerischen Arbeit auch weiterhin nachgehen können, sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle am Mittwoch in Berlin. Die bedauerlichen Vorkommnisse müssten aufgeklärt werden. Die Bundesregierung stehe eindeutig auf der Seite der Freiheit der Kunst und der Meinungsfreiheit, betonte der Minister.

China weist Kritik zurück

China wies die internationale Kritik an der Festnahme des bekannten Künstlers am Mittwoch zurück. In einem Leitartikel der amtlichen Zeitung "The Global Times" wurde Ai als Eigenbrötler bezeichnet, dem es an Respekt vor den Gesetzen des Landes fehle. Ai gehe gerne "rechtlich zweifelhaften Aktivitäten" nach und tue Dinge, die gewöhnliche Menschen nicht zu versuchen wagten. Was genau Ai vorgeworfen wird, erklärte die Zeitung nicht.

Die Zeitung "The Global Times" wird von der in China regierenden Kommunistischen Partei herausgegeben. In dem Blatt hieß es, der Westen versuche nur, die soziale Stabilität Chinas zu untergraben und das Wertesystem des Landes zu verändern. Dass überhaupt eine staatliche Zeitung zum Schicksal eines Dissidenten Stellung nimmt, ist sehr ungewöhnlich. Es deutet aber auch darauf hin, dass eine Anklage gegen Ai vorbereitet wird.

China geht seit Beginn der Proteste in der arabischen Welt, wo langjährige Herrscher von Volksbewegungen gestürzt wurden, mit großer Härte gegen Rechtsanwälte, Schriftsteller und Bürgerrechtler vor. Damit soll offenbar verhindert werden, dass sich ähnliche Bewegungen in China formieren.

(AFP/dapd/ndi)
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