Von IS enthaupteter Brite Alan Henning "war überzeugt, bald freizugekommen"

London · Er war die vierte westliche Geisel, die von der Terrormiliz IS enthauptet wurde: der Taxifahrer Alan Henning. Zu Beginn seiner Gefangenschaft aber, so berichtet jetzt ein früherer Mitgefangener, habe er sich wenig Sorgen um sein Schicksal gemacht, sondern an seine baldige Freilassung geglaubt.

 Alan Henning wollte den Opfern des syrischen Bürgerkriegs helfen.

Alan Henning wollte den Opfern des syrischen Bürgerkriegs helfen.

Foto: afp, JR

Es war im Dezember 2013, als Alan Henning von Terroristen entführt wurde, kurz nachdem er in einem Fahrzeugkonvoi die Grenze zu Syrien überquert hatte. Der 47-jährige Brite hatte sich extra beurlauben lassen, um den Menschen im Krisengebiet Syriens zu helfen. "Er war so überzeugt davon, man konnte es ihm nicht ausreden", zitierte der "Daily Telegraph" einen Kollegen. Und in einem Video kurz vor seiner Entführung sagte er: "Unser Opfer ist nichts im Vergleich zu dem, was sie Tag für Tag durchmachen."

Dass er den Menschen vor Ort half, hielt die Dschihadisten des IS allerdings nicht davon ab, ihn brutal zu ermorden. Dabei hatte Henning selbst zu Beginn seiner Gefangenschaft noch geglaubt, bald freizukommen, wie nun ein Mitgefangener dem britischen "Telegraph" erzählte. "Er war sehr entspannt. Er verstand nicht, wer seine Entführer waren, und er war überzeugt davon, dass er bald freigelassen werde", berichtet Seif al-Idlibi der Zeitung, ein oppositioneller Aktivist, der im Januar dieses Jahres freikam, als syrische Rebellen das Gefängnis eroberten.

Al-Idlibi: Er scherzte auch in Gefangenschaft

Entsprechend habe er in dieser Zeit auch nicht seinen Humor und sein Mitgefühl verloren, erzählte al-Idlibi. So habe er etwa gescherzt, weil er geschnarcht habe — und auch über das Essen, das die Gefangenen bekamen. "Alan mochte das Gefängnisessen nicht, das sie uns gaben. Er scherzte, dass die Menschen essen können, was sie wollen, wenn sie in einem britischen Gefängnis sind."

Auch habe er seinen Mitgefangenen erzählt, dass er Spielzeuge und Geschenke für die syrischen Kinder transportiert habe. Und er habe ihnen sein Tatoo gezeigt, auf dem "Für Syrien" zu lesen gewesen sei. Und so habe er sich auch nicht gesorgt, als er dreimal in einer Nacht zu einer Befragung abgeholt worden sei. "Er dachte, das sei nur ein regulärer Sicherheitscheck", so al-Idlibi.

Als er schließlich von den anderen weggeholt worden sei, habe er Tränen des Mitgefühls vergossen. "Er dachte, er werde freigelassen und lässt uns zurück. Wir wussten nicht, wo sie ihn hinbrachten." Es war das letzte öffentliche Lebenszeichen Hennings, bevor er von der IS enthauptet wurde. Dass er aber kein gewöhnlicher Gefangener war, das sei den anderen Gefangenen schnell klar gewesen.

Schwer bewachtes Gefängnis

"'Das ist ein Ungläubiger', sagten sie uns, als sie ihn herbrachten", berichtet al-Idlibi. Auch seien die Sicherheitsvorkehrungen erheblich erhöht worden, kaum dass der Brite dort war. "Bevor Alan ankam, sahen wir unsere Wache nur einmal am Tag, wenn er uns Essen und Wasser brachte", so der Aktivist. Doch nach seiner Ankunft war das Gefängnis schwer bewacht worden.

Doch auch al-Idlibi war fassungslos, als er von der Hinrichtung des britischen Taxifahrers erfuhr. "Als er zu uns kam, haben ihn die IS-Kämpfer gut behandelt", so al-Idlibi. "Wir konnten uns nicht vorstellen, dass sie ihn abschlachten würden."

(das)
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