250.000 Menschen in Aleppo eingeschlossen Dschihadisten wollen mit Bomben und Raketen durchbrechen

Beirut · Mit einer neuen Offensive wollen dschihadistische Kämpfer in der syrischen Stadt Aleppo den Belagerungsring aus regierungstreuen Verbänden durchbrechen.

Syrien: Schwere Kämpfe um Aleppo
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Die islamistischen Gruppen zündeten am Sonntag Autobomben und feuerten Raketen ab, während ihre Kämpfer vorrückten, um eine neue Versorgungsroute zu öffnen. Als Ziel gaben die Rebellen aus, die seit zwei Wochen währende Belagerung zu beenden.

Die Regierungsgegner konzentrierten ihre Anstrengungen nach eigenen Angaben auf das Gebiet im Süden und Südwesten der zweitgrößten syrischen Stadt. In dieser Region stehen Regierungstruppen mit ihren Verbündeten aus dem Iran und von der libanesischen Hisbollah in einem harten Wettstreit um Vorherrschaft mit syrischen Dschihadisten und deren ausländischen Verbündeten. Beteiligt an der neuen Offensive waren auf Rebellenseite die einflussreiche Islamistengruppe Ahrar al-Scham und Dschihadisten wie die frühere Al-Nusra-Front, die sich nun Fateh-al-Scham-Front nennt.

Autobomben und Raketen gegen den Regierungstruppen

Fateh al-Scham habe zwei Angriffe mit Autobomben gegen Stellungen der Regierungstruppen und ihrer Verbündeten in dem Vorort Raschidin im Südwesten geführt, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Beide Parteien lieferten sich demnach heftige Kämpfe. Durch Rebellenangriffe auf das von Regierungstruppen kontrollierte Viertel Hamdanije seien elf Zivilisten getötet worden, darunter drei Kinder.

Weitere Angriffe seien im Süden Aleppos geführt worden mit dem Ziel, in Richtung des von der Armee kontrollierten Vororts Ramussa vorzustoßen, teilte die Beobachtungsstelle mit. Die Angaben der oppositionsnahen Organisation, die sich auf ein Netzwerk von Informanten beruft, können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden.

Der Direktor der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahmane, fürchtet nach eigenen Worten einen "langen und schwierigen Kampf" in Aleppo. Gegenüber AFP wies er darauf hin, dass die syrischen Regierungseinheiten "von einer großen Zahl iranischer und Hisbollah-Kämpfer" unterstützt würden; hinzu kämen russische Kampfflugzeuge.

In Aleppo selbst setzte die syrische Luftwaffe am Sonntag trotz der Ankündigung aus Damaskus und Moskau, es seien mehrere Hilfskorridore geöffnet worden, ihre Angriffe auf Rebellenviertel im Osten der Stadt fort.

250.000 Menschen sind eingekesselt

Syrische Regierungstruppen hatten den Belagerungsring um die östlichen Rebellenviertel Mitte Juli vollständig geschlossen. Schätzungsweise 250.000 Menschen sitzen derzeit im Ostteil Aleppos fest. Die internationale Gemeinschaft forderte die Regierungstruppen auf, die Belagerung der Rebellenviertel zu beenden. Hilfsorganisationen warnen seit Tagen vor einer humanitären Katastrophe in Aleppo.

In Syriens Hauptstadt Damaskus traf unterdessen der stellvertretende UN-Sonderbeauftragte für Syrien, Ramsi Esseldin Ramsi, mit Außenminister Walid Muallem zusammen. Die Vereinten Nationen luden dabei die Führung in Damaskus offiziell zu den für Ende August geplanten Friedensgesprächen für Syrien ein. Muallem habe ihm die Absicht seiner Regierung zur Teilnahme erklärt, sagte Ramsi nach dem Treffen am Sonntag.

Muallems Stellvertreter Faisal Mukdad sagte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana, Damaskus sei bereit, die Friedensgespräche "ohne Vorbedingungen" wiederaufzunehmen - allerdings müssten diese in einem "intersyrischen Kontext ohne ausländische Einmischung" stattfinden.

Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura will die Friedensgespräche für Syrien Ende August wiederaufnehmen. Seit Anfang des Jahres gab es in Genf bereits zwei Verhandlungsrunden, die eine Friedensregelung für Syrien ermöglichen sollten. Seit Beginn des syrischen Bürgerkrieges 2011 wurden mehr als 280.000 Menschen getötet, Millionen weitere ergriffen die Flucht.

(felt/AFP)
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