Staatsbesuch in Neuseeland Angela Merkel entdeckt mit einem Nasenkuss das Ende der Welt

Auckland · Kanzlerin Angela Merkel ist am Donnerstagabend im neuseeländischen Auckland mit einer Willkommenszeremonie der Maori begrüßt worden. Es ist Merkels erster Besuch in Neuseeland. 17 Jahre war kein deutscher Regierungschef mehr dort.

Angela Merkel küsst in Neuseeland
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Nasenkuss und Kiwi - Angela Merkel besucht Neuseeland

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Bei der Willkommenszeremonie der Maori nützt es Angela Merkel wenig, dass sie die mächtigste Frau der Welt ist. Sie ist nach der Tradition der Ureinwohner Neuseelands eben eine Frau, und Frauen dürfen danach keine Anführerinnen sein. Deshalb ist es Merkel bei dem Begrüßungsritual in Auckland untersagt, die ihr als Friedensangebot zu Füßen gelegte Waffe aufzuheben.

14 Männer in Bast-Röckchen und mit nacktem Oberkörper nähern sich ihr mit Geschrei und schneiden furchteinflößende Grimassen. Acht Frauen in blau-weißen Gewändern singen. Haka - ein Kriegstanz. Es geht symbolisch um die Abwehr von Eindringlingen, die mit Kanus stranden. Merkels Miene ist ernst. Ein Krieger legt eine Speerspitze auf den Boden. Die Bundeskanzlerin macht jetzt ihren Sprecher Steffen Seibert zum Anführer. Er hebt die Waffe auf. Es gibt einen Hongi - einen Nasenkuss. Nur für Merkel. Der Frieden ist gesichert.

Merkel ist das erste Mal in Neuseeland und Australien. Und es ist lange her, dass ein deutscher Regierungschef dort war. 1997, Helmut Kohl. In Auckland erlebt sie, dass wieder einmal China schon lange präsent ist, was die Wirtschaftsbeziehungen angeht. Das Reich der Mitte ist Neuseelands wichtigster Handelspartner weltweit, Deutschland liegt auf Rang 13. China hat auch ein Freihandelsabkommen mit Neuseeland. Und so setzt sich die Kanzlerin Auckland für ein Freihandelsabkommen der EU mit Neuseeland ein.

An der Auckland-Universität sagt Merkel: "Dass die Welt auf uns nicht wartet, ist uns in Europa klar. Die Wettbewerbsfähigkeit ist nicht überall gegeben." Dabei könne Europa etwa "Exzellenz-Ort von Forschung" werden. Dafür aber müsse sich die EU mehr anstrengen: "Wir wissen, wir müssen attraktiver werden." Die Frage einer Studentin zur Rolle der Frauen in der Politik hat nichts mit den Maori zu tun, aber Merkels Antwort erinnert etwas an den Morgen des Tages: "Frauen sind auch Menschen. Ich wünsche mir mehr Frauen in der Politik." Sie müssten allerdings auch "gut einstecken" können.

Die Begegnung mit einem Kiwi

Der vielleicht schönste Moment während ihres Auckland-Besuches war für Merkel ihre Begegnung mit einem kleinen Vogel. Einem Kiwi namens Whauwhau. Ein Schnepfenstrauß, so groß wie ein Huhn, nachtaktiv und flugunfähig. Er ist das Nationalsymbol Neuseelands - und vom Aussterben bedroht. Insgesamt leben in Neuseeland etwa 70 000 Kiwi.
Von der seltenen Art des Coromandel Brown Kiwi gibt es nur noch 1500.

Merkel durfte auf der vor Auckland gelagerten Insel Motutapu ein sechs Wochen altes Kiwi-Weibchen dieser Art aussetzen. "Das Küken Nummer 19. Es war wunderbar, dass die Bundeskanzlerin ihm den Weg in die Freiheit geben konnte", sagt Premierminister John Key stolz. Es ist eine Ehre für Merkel. Obwohl sie gar nicht als Tierfreundin gilt, ist sie entzückt. Sie streicht dem Vogelbaby mit dem langen Schnabel und einem Gefieder wie Fell immer wieder geradezu liebevoll über den Kopf. Dann trägt sie gemeinsam mit einer Vogelschützerin die Kiste mit Whauwhau zu einem sicheren Ort. Die Klappe geht auf. Der Kiwi ist frei. Merkel sagt: "Es war ein sehr bewegender Moment".

(dpa)
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