US-Geheimdienste Angriff auf US-Konsulat war Terroranschlag

Washington · Wer steckt hinter dem tödlichen Anschlag auf das US-Konsulat in Libyen? Die US-Geheimdienste sprechen jetzt von einem Terrorangriff mit möglichen Verbindungen zu Al-Qaida. Kann Romney das nutzen?

Mohammed-Schmähfilm führt zu gewaltsamen Protesten in der islamischen Welt
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Bei dem tödlichen Angriff auf das US-Konsulat in der libyschen Hafenstadt Bengasi handelt es sich nach neuesten Erkenntnissen der US-Geheimdienste doch um einen Terroranschlag. Möglicherweise hätten die Täter Verbindungen zu Al-Kaida gehabt, teilte das Büro des Nationalen Geheimdienstdirektors (DNI) am Freitag (Ortszeit) mit.

Zunächst hatte die US-Regierung von einer spontanen Aktion aufgebrachter Muslime als Reaktion auf ein antislamisches Schmähvideo aus den USA gesprochen. Bei dem Angrif am 11. September waren US-Botschafter Christopher Stevens und drei weitere US-Diplomaten getötet worden. Die Erklärung könnte die Debatte über Außen- und Sicherheitspolitik im Präsidentenwahlkampf anheizen.

Hinweise auf Al Quaida

Es gehe Hinweise auf einen gut geplanten und organisierten Terrorangriff von Extremisten, die mit Al-Kaida verbunden seien oder Sympathie für das Terrornetzwerk hätten, meinte DNI-Pressesprecher Shawn Turner in einer Erklärung. Ursprüngliche Annahmen müssten nach neuen Informationen korrigiert werden.

Allerdings gebe es noch offene Fagen, hieß es weiter. Es sei weiterhin unklar, ob eine Gruppe oder eine Person das Kommando ausgeübt habe. Ungeklärt sei, ob Führer extremistischer Gruppen ihre Mitglieder angewiesen hätten teilzunehmen. Dennoch gehe man von einer Al-Qaida-Verbindung aus. Die Ermittlungen gingen aber weiter.

Kurz nach der Erklärung forderte der republikanische Kongressabgeordnete Peter King die US-Botschafterin bei der UN, Susan Rice, zum Rücktritt auf. Rice habe nach dem Angriff auf das Konsulat behauptet, dass es sich nicht um Terror, sondern um eine spontane Aktion aufgebrachter Menschen gehandelt habe. "Sie hat falsche Informationen an das Land und an die Welt gegeben", meinte King, der Vorsitzender des Heimatschutz-Ausschusses im Abgeordnetenhaus ist.

Der US-Fernsehsender CNN sprach von einer unüblichen Erklärung, die die ursprüngliche Einschätzung der Geheimdienstler revidiere. Die Erklärung zu einer laufenden Ermittlung zeige, wie kontrovers das Thema sei.

Die "Washington Post" meinte, die Geheimdienst-Erklärung ziele auch darauf ab, Kritik der Republikaner an der Regierung von Präsident Barack Obama zu dämpfen. Präsidentschaftskandidat Mitt Romney wirft der Regierung vor, sie wolle die Terrorverbindungen kleinreden, weil Obama den Niedergang von Al-Qaida als Erfolg seiner Außenpolitik verkaufen wolle.

(dpa)
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