Ermittlungen nach Anschlägen Brüsseler Attentäter spionierten Atomforscher aus

Brüssel · Zwei der Attentäter von Brüssel sollen an der Ausspähung eines Atomforschers beteiligt gewesen sein. Der Nuklearexperte wurde von Islamisten mit einer Kamera überwacht. Das Motiv ist noch unklar.

 Die Brüder El Bakraoui sollen einen Atomforscher ausspioniert haben.

Die Brüder El Bakraoui sollen einen Atomforscher ausspioniert haben.

Foto: dpa

Die Brüsseler Terrorzelle steckte nach belgischen Medienberichten auch hinter einem Spionageangriff gegen einen Atomforscher. Die beiden Selbstmordattentäter Ibrahim und Khalid El Bakraoui wurden nach Informationen der Tageszeitung "La Dernière Heure" als diejenigen Männer identifiziert, die eine heimlich vor dem Wohnhaus des Wissenschaftlers angebrachte Überwachungskamera abmontierten. Mit ihr waren Aufnahmen gemacht worden, die Anti-Terror-Fahnder im November bei Ermittlungen zu den Terroranschlägen im Paris entdeckt hatten.

Die Staatsanwaltschaft äußerte sich am Donnerstag zunächst nicht zu den laufenden Ermittlungen. Bislang gilt als unklar, warum der belgische Nuklearspezialist ausspioniert wurde. Eine Theorie lautet, dass von ihm radioaktives Material für eine sogenannte schmutzige Bombe erpresst werden sollte. Der Wissenschaftler arbeitet im belgischen Nuklearforschungszentrum CEN in Mol. Dieses ist einer der weltweit größten Hersteller von radioaktiven Isotopen für Krebstherapien.

Die Wohnung, in der die verdächtigen Videoaufnahmen gefunden wurden, hatte ein Terrorverdächtiger mit dem Namen Mohamed Bakkali angemietet. Dieser war Ende November in Zusammenhang mit den Terroranschlägen von Paris in Belgien festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. In der Wohnung in dem belgischen Ort Auvelais sollen auch Waffen und Sprengstoff gelagert worden sein.

Nach Angaben des belgischen Sender RTBF wird Mohamed Bakkali in dem Testament des Selbstmordattentäters Ibrahim El Bakraoui erwähnt. Weitere Informationen zum Kontext der Namensnennung lieferte der öffentlich-rechtliche Rundfunk allerdings nicht.

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Ein Sprecher der belgischen Atomaufsichtsbehörde AFCN hatte die Existenz der Überwachungsvideos am Mittwoch in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur als "ziemlich heftig" bezeichnet. "Es ist klar, dass die AKW zumindest im Visier der Terroristen waren", sagte der Energieexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Thorben Becker, unserer Redaktion. Die Gefahr, vor der man gewarnt habe, sei "plötzlich sehr real geworden".

Bei den Selbstmordattentaten in Brüssel kamen am vergangenen Dienstag 31 Menschen ums Leben. 300 weitere wurden verletzt. Bei den Pariser Terroranschlägen am 13. November hatte es 130 Todesopfer gegeben.

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Nach den Anschlägen in Brüssel wurden auch die beiden belgischen Atomkraftwerke (AKW) teilweise evakuiert. Mitarbeiter der AKW, deren Anwesenheit für den Betrieb der Meiler nicht zwingend erforderlich war, durften die Anlagen nicht mehr betreten. In der Folge wurde darüber spekuliert, ob die ohnehin als unsicher geltenden AKW in Doel und Tihange ins Visier von Islamisten geraten könnten.

Mittlerweile sind drei der Attentäter von Brüssel identifiziert. Alle drei stammten aus Belgien. Neben den Brüdern Ibrahim und Khalid El Bakraoui wurde mehren Medien- und Agenturberichten zufolge auch der 24-jährige Najim Laachraoui identifiziert. Er soll auch an den Anschlägen in Paris im November 2015 beteiligt gewesen sein.

(kl/dpa)
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