Giftanschlag auf Sergej Skripal Auch Berlin, Paris und Washington sehen Moskau als Drahtzieher

Berlin · Rückendeckung für die britische Regierung: Deutschland, Frankreich und die USA stellen sich im Fall des Giftanschlags auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal hinter Großbritannien und fordern gemeinsam Aufklärung von Moskau.

 Sergej Skripal vor einem Militärgericht in Moskau (Archivbild).

Sergej Skripal vor einem Militärgericht in Moskau (Archivbild).

Foto: rtr, EI/BSP

"Es handelt sich um einen Übergriff gegen die Souveränität des Vereinigten Königreichs", erklärten die Staatschefs aller vier Länder am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung. "Ein solches Vorgehen verletzt eindeutig die Bestimmungen des Chemiewaffenübereinkommens und das Völkerrecht. Es bedroht unser aller Sicherheit."

Großbritannien habe seinen Partnern gegenüber im Detail dargelegt, dass Russland mit hoher Wahrscheinlichkeit die Verantwortung für den Anschlag trage. "Wir teilen die Einschätzung des Vereinigten Königsreichs, dass es keine plausible alternative Erklärung gibt." Zudem stelle man fest, dass Russlands Weigerung, auf die berechtigten Fragen Londons einzugehen, "einen zusätzlichen Anhaltspunkt für seine Verantwortlichkeit ergibt".

"Unsere Besorgnisse werden angesichts früherer Fälle verantwortungslosen russischen Verhaltens auf weiteren Feldern verstärkt", schreiben die Staats- und Regierungschefs. Moskau wird aufgerufen, seiner Verantwortung als Mitglied des UN-Sicherheitsrates gerecht zu werden, den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit aufrecht zu erhalten.

Von Moskau wird zudem verlangt, zu allen Fragen Stellung zu nehmen, die mit dem Anschlag im britischen Salisbury verbunden seien. Russland solle insbesondere das Programm im Zusammenhang mit dem Nervengift Nowitschok voll umfänglich gegenüber der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OVCW) offenlegen.

Der Einsatz eines militärischen Nervenkampfstoffs eines Typs, wie er in der Sowjetunion entwickelt wurde, stelle "die erste offensive Anwendung eines solchen Nervengifts in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg dar", schreiben Kanzlerin Angela Merkel (CDU), der französische Präsident Emmanual Macron, US-Präsident Donald Trump und die britische Premierministerin Theresa May in der Erklärung.

Moskau weist britische Diplomaten aus

Derweil will Russland im Streit mit London wegen des Anschlags bald britische Diplomaten des Landes verweisen. Man werde mit den Ausweisungen in Kürze beginnen, zitierte die Nachrichtenagentur RIA den russischen Außenminister Sergej Lawrow am Donnerstag.

Die Regierung in London hat wegen des Attentats Strafmaßnahmen gegen Russland verhängt und unter anderem 23 russische Diplomaten ausgewiesen. Moskau weist die Vorwürfe zurück.

(felt)
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