Taliban bekennen sich Mehr als 60 Tote bei Selbstmordanschlag in Pakistan

Islamabad · In einem Park der pakistanischen Millionenstadt Lahore hat es einen Selbstmordanschlag gegeben. Dabei sind mehr als 60 Menschen ums Leben gekommen.

 Angehörige weinen um die Toten vor einem Krankenhaus.

Angehörige weinen um die Toten vor einem Krankenhaus.

Foto: dpa, os bjw

Die Angaben zur Zahl der Toten unterscheidet sich noch je nach Quelle. Die dpa spricht von mindestens 63 Toten, laut der Agentur AFP sind mindestens 65 Menschen ums Leben gekommen. Auch die Angaben zur Zahl der Verletzten schwanken zwischen 200 und mehr als 300. Eine Splittergruppe pakistanischer Taliban bekannte sich bei der Nachrichtenagentur AP zu dem Anschlag.

Die meisten Opfer waren Frauen und Kinder, wie ein hoher Verwaltungsbeamter am Sonntag mitteilte. Nach ersten Ermittlungen sprengte sich ein Selbstmordattentäter in der Nähe eines Spielplatzes in die Luft. Es wurde befürchtet, dass die Opferzahl noch steigen könnte. Zu der Bluttat bekannte sich zunächst niemand. Die Rettungsarbeiten dauerten an.

Aufnahmen lokaler Fernsehstationen zeigten, wie Menschen mit Kindern in den Armen davonrannten. Andere trugen Verletzte. Ein Polizeioffizier sagte, in dem Park hätten zahlreiche Christen Ostern gefeiert. Viele Familien seien bereits auf dem Rückweg gewesen, als es auf einem Parkplatz zu der Detonation gekommen sei.

Auf dem Gelände seien Polizisten und private Sicherheitsdienste eingesetzt worden. "Wir sind in einer kriegsähnlichen Situation. Es gibt immer eine allgemeine Bedrohung, aber für diesen Ort hatten wir keine besondere Warnung", sagte Ashraf.

"Alles wackelte, es gab Schreie und Staub überall"

Der 35-jährige Javed Ali sagte, die Explosion habe in seinem Wohnhaus gegenüber des Parks die Fensterscheiben zerstört. "Alles wackelte, es gab Schreie und Staub überall."

Journalisten meldeten, sie seien vom Sprecher der pakistanische Talibangruppe Jamaat ul-Ahrar, Ehsanullah Ehsan, angerufen worden. Der Radiosender Voice of America Deewa twitterte, der Islamist habe gesagt, man reagiere auf Militäroperationen der Regierung. Einem Reporter der "Express Tribune" sagte der Taliban, die Aktion sei gegen Christen gerichtet.

Laut Rettungsleiter Zia wurden Armeeärzte herbeigerufen, um zu helfen. Im Fernsehen wurde um Blutspenden gebeten. Laut der Zeitung "Dawn" fanden Sicherheitskräfte den Kopf des Attentäters. Der Sprecher der Armee, General Asim Bajwa meldete per Kurznachrichtendienst Twitter, dass die Regierung die Armee zur Sicherung des Geländes anforderte. Soldaten errichteten eine "Rote Zone". Der Ministerpräsident der Provinz Punjab, Shehbaz Sharif, rief eine dreitägige Trauerzeit aus.

In der pakistanischen Hauptstadt gab es derweil Zusammenstöße zwischen der Polizei und tausenden Unterstützern eines Islamisten, der Ende Februar wegen des Mordes an einem Provinzgouverneur hingerichtet worden war. Die Anhänger von Mumtaz Qadri bewarfen die Polizeibeamten mit Steinen. Zur Beruhigung der Lage wurden Armeepatrouillen eingesetzt, wie ein Armeesprecher am Sonntagabend über den Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte.

In Pakistan ereignen sich seit Jahren immer wieder Anschläge, die Zahl ging aber seit 2014 zurück. Das Land kämpft seit dem 2004 gegen einen islamistischen Aufstand, in dem unter anderem die pakistanischen Taliban immer wieder Attentate verüben. In Lahore, der pakistanischen Kulturmetropole im Nordosten des Landes, blieb es dabei in den vergangenen Jahren relativ ruhig.

Die Bundesregierung hat den Terroranschlag in Pakistan mit Dutzenden Toten scharf verurteilt. "Dieser abscheuliche Anschlag gegen Familien in einem belebten Park zeigt, dass sich Terrorismus in seinem mörderischen Wahn gegen alle Menschen gleichermaßen richtet - gleich ob Mann oder Frau, jung oder alt, gleich welchen Glaubens und welcher Hautfarbe", erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts am Sonntagabend in Berlin.

"Dieses Verbrechen kann uns nur darin bestärken, weiter gemeinsam mit allen Mitteln des Rechtsstaats gegen die Hintermänner des Terrors und gegen die menschenverachtende Ideologie, der er folgt, vorzugehen."

Auch die US-Regierung hat den Selbstmordanschlag als "feige" und "entsetzliche" Tat verurteilt. Die USA stünden an der Seite des pakistanischen Volkes und der Regierung, erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Ned Price, am Sonntag.

"Wir werden weiterhin mit unseren Partnern in Pakistan und der Region in dem unerschütterlichen Bemühen zusammenarbeiten, die Geißel des Terrorismus auszurotten."

(hebu/dpa/ap/afp)
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