Anthony Scaramucci Trumps neuer Kommunikationschef löscht kritische Tweets

Washington · Der neue Kommunikationschef von US-Präsident Trump will offenbar loyal in den Dienst starten: Er löscht alte Tweets, die nicht zu den Überzeugungen seines Bosses passen. Zuvor hatten Kritiker von Anthony Scaramuccis auf inhaltliche Differenzen der beiden Männer hingewiesen.

 Anthony Scaramucci im Presseraum des Weißen Hauses.

Anthony Scaramucci im Presseraum des Weißen Hauses.

Foto: ap

Er habe seine Überzeugungen weiterentwickelt, Altes solle nicht ablenken, schrieb er in einem Posting auf Twitter am Samstag. "Ich diene der Agenda von @POTUS (der Name des Twitter-Accounts des US-Präsidenten) und das ist alles, was zählt", teilte Scaramucci mit.

Zudem bewarb er seinen Tweet mit der Anmerkung "volle Transparenz", um Kritikern der Aktion möglicherweise den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In den sozialen Medien hatten Nutzer zuvor Tweets von Scaramucci verbreitet, die im Gegensatz zu Trumps Äußerungen und Ansichten standen — beispielsweise teilten sie einen Tweet, in dem er die demokratische Präsidentschaftskandidatin bei den US-Wahlen im vergangenen Jahr, Hillary Clinton, lobte.

Die Verbreitung erfolgte, nachdem Trump am Freitag erklärt hatte, den Wall-Street-Banker zu seinem Kommunikationschef zu machen. Ziel ist es, die öffentlichen Botschaften des Weißen Hauses zu glätten. Zudem beklagte sich Trump in der Vergangenheit wiederholt darüber, dass es zu viele Leaks in seiner Regierung gebe.

Andere Tweets, die Trumps Überzeugungen widersprechen, waren beispielsweise ein Posting vom August 2012, in dem sich Scaramucci für schärfere Waffengesetze aussprach. Im Mai vergangenen Jahres beklagte er sich online über Menschen, die daran glauben, dass der Klimawandel erfunden ist. Trump hatte die Erderwärmung teils als Schwindel bezeichnet.

Der US-Präsident selbst verteidigte Scaramucci am Samstag in einem Tweet. Dieser habe ihn schon vor den republikanischen Vorwahlen um das Präsidentenamt unterstützen wollen, doch Scaramucci habe nicht gedacht, dass er kandidieren werde.

Am Morgen hatte Trump mit einer Twitter-Salve Aufsehen erregt, weil er sich in nur wenigen Minuten über gleich mehrere unterschiedliche Themen aufregte. Unter anderem verteidigte er seinen ältesten Sohn im Zuge der Russland-Affäre, in der dieser in der kommenden Woche vor einem Senatsausschuss aussagen wird. Donald Trump Jr. sei transparent gegenüber Medien und Behörden gewesen, während hingegen Hillary Clinton 33000 E-Mails gelöscht und weiß gewaschen habe, kritisierte er.

Drei Postings zuvor — geschrieben in der gleichen Stunde — betonte Trump seine Befugnis, gegebenenfalls Straftäter begnadigen zu können. "Während wir alle darin übereinstimmen, dass der Präsident vollständige Macht zu Begnadigungen hat, warum daran denken, wenn bisher das einzige Verbrechen gegen uns gerichtete undichte Stellen sind. Fake News", schrieb er.

Einer der Anwälte des US-Präsidenten, Jay Sekulow, berichtete, Trump habe mögliche Begnadigungen nicht mit dem Rechtsteam besprochen, das außerhalb des Weißen Hauses für ihn tätig ist.

(das/ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort