Nachfolge von Ban Ki Moon UN-Sicherheitsrat stimmt für Guterres als Generalsekretär

New York · Der frühere portugiesische Regierungschef António Guterres wird aller Voraussicht nach neuer UN-Generalsekretär. Der UN-Sicherheitsrat hat sich einstimmig für seine Wahl ausgesprochen.

 António Guterres war von 1995 bis 2002 Premierminister in Portugal.

António Guterres war von 1995 bis 2002 Premierminister in Portugal.

Foto: ap

Der 67-Jährige gewann am Mittwoch nach Diplomaten-Angaben eine informelle Abstimmung im UN-Sicherheitsrat. Eine offizielle Abstimmung des mächtigsten UN-Gremiums soll schon am Donnerstag folgen. Der bisherige Generalsekretär der Weltorganisation, der Südkoreaner Ban Ki Moon, scheidet zum Jahresende aus dem Amt.

Bei der geheimen Probeabstimmung erhielt Guterres 13 von 15 möglichen Stimmen, die Vertreter zweier Mitgliedstaaten enthielten sich. Unter den zwei Staaten, die sich enthielten, war auch eines der ständigen Sicherheitsratsmitglieder - unklar blieb, welcher Staat dies war. Sobald sich der Sicherheitsrat offiziell für den Kandidaten ausgesprochen hat, muss er noch von der aus allen 193 UN-Mitgliedstaaten bestehenden Vollversammlung bestätigt werden.

Guterres sei nun der "klare Favorit" für die Nachfolge Bans, der das Amt zehn Jahre lang ausgeübt hatte, sagte der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin. Um das Amt bewarben sich zehn Kandidaten. Russland hatte sich noch bis vor Kurzem dafür eingesetzt, dass das Amt an einen Osteuropäer oder eine Osteuropäerin geht. Diese Region hat bislang noch nie einen UN-Generalsekretär gestellt.

In den vergangenen Monaten hatte es auch Bestrebungen gegeben, das Amt erstmals mit einer Frau zu besetzen. Unter den Kandidaten war die Vizepräsidentin der EU-Kommission, die Bulgarin Kristalina Giorgiewa, die allerdings erst in der vergangenen Woche dem Kreis der Anwärter beigetreten war. Gegen die 63-jährige frühere Weltbank-Präsidentin votierten zwei der über ein Vetorecht verfügenden ständigen Mitglieder.

Giorgiewa gab sich bereits geschlagen und sandte Guterres ihre Glückwünsche. Sie wünsche ihm "alles Glück beim Verfolgen einer ambitionierten Agenda für die UNO", schrieb die Bulgarin im Internetdienst Twitter.

Auch gegen die ebenfalls aus Bulgarien stammende Generalsekretärin der UN-Kulturorganisation Unesco, Irina Bokowa, stimmten zwei der permanenten Mitglieder. Gegen die neuseeländische Ex-Premierministerin Helen Clark wiederum votierten drei permanente Mitgliedstaaten, gegen die argentinische Außenministerin Susana Malcorra eines von ihnen.

Für Guterres sprachen offenbar unter anderem seine große Erfahrung innerhalb der Vereinten Nationen und seine Bilanz als Reformer. Er war nach seiner Amtszeit als portugiesischer Regierungschef (1995 bis 2002) zehn Jahre lang UN-Flüchtlingskommissar. In dieser Zeit reduzierte er den in Genf ansässigen Verwaltungsapparat des UNHCR um ein Drittel und steigerte die Flexibilität der Organisation bei der Reaktion auf internationale Krisen.

Der Portugiese wäre der erste frühere Regierungschef an der Spitze der UNO. Der UN-Generalsekretär steht einem Apparat von weltweit 44.000 Mitarbeitern vor und spielt auch eine politische Rolle, indem er beispielsweise Krisengebiete bereist, mit Spitzenpolitikern zusammenkommt und innerhalb der Weltorganisation eigene politische Schwerpunkte setzt.

In den diesjährigen Nominierungsprozess für den Posten des Generalsekretärs war erstmals die Vollversammlung stärker einbezogen worden. Die Kandidaten stellten sich ausführlich der Versammlung aller UN-Mitgliedstaaten in Bewerbungsgesprächen vor. Die eigentliche Entscheidung über den Generalsekretär liegt aber weiterhin beim UN-Sicherheitsrat und dort insbesondere bei dessen permanenten Mitgliedern China, Frankreich, Großbritannien, Russland und den USA.

(ap/AFP/csr)
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