Protest gegen #MuslimBan Iranischer Starregisseur sagt Teilnahme an Oscars ab

New York/Washington · In den USA haben auch am Sonntag erneut Zehntausende Menschen gegen die von Präsident Trump verhängten Einreiseverbote protestiert. Der iranische Regisseur Asghar Farhadi sagte seine Teilnahme an der Oscar-Verleihung ab.

 Asghar Farhadi im Jahr 2016 bei den Filmfestspielen in Cannes.

Asghar Farhadi im Jahr 2016 bei den Filmfestspielen in Cannes.

Foto: afp

Eine der größten Kundgebungen fand am Sonntag in New York in Sichtweite der Freiheitsstatue statt. Der demokratische Senator Charles Schumer sagte, der Präsidentenerlass sei unamerikanisch und verstoße gegen die wichtigsten Werte des Landes. In Washington riefen Demonstranten: "Kein Hass, keine Angst, Flüchtlinge sind willkommen." In Los Angeles fanden am Flughafen ebenfalls Kundgebungen statt.

Der iranische Oscar-Preisträger Aschgar Farhadi sagte in Teheran zu seiner Oscar-Absage, es sei zwar klar, dass viele Filmschaffende in den USA gegen den derzeitigen "Fanatismus und Extremismus" seien. Wegen des Einreiseverbots für ihn sei ein Besuch bei der Oscar-Gala in den USA aber "unter keinen Umständen akzeptabel — selbst wenn es für meine Reise eine Ausnahmegenehmigung geben sollte".

Der Regisseur verglich die US-Regierung von Präsident Donald Trump, die das Einreiseverbot verhängt hatte, mit den Hardlinern in seinem eigenen Land. Auf beiden Seiten würden diese Hardliner versuchen, "ein verzerrtes und angsteinflößendes Bild anderer Nationen und Kulturen" zu zeichnen, kritisierte Farhadi. Farhadis neuer Film ist für einen Oscar als bester ausländischer Film nominiert. 2012 hatte er diese Trophäe bereits mit dem Film "Eine Trennung" gewonnen.

Kritik auch von Republikanern

Auch bei Trumps Republikanern meldeten sich kritische Stimmen. Der Erlass könne der Rekrutierung neuer Extremisten mehr dienen als der Sicherheit Amerikas, erklärten die Senatoren John McCain und Lindsey Graham. Trump selbst verteidigte erneut seine Anordnung. Es handele sich nicht um ein Verbot für Muslime. "Es geht nicht um Religion, es geht um Terror und darum, die Sicherheit unseres Landes zu gewährleisten", sagte Trump.

Sobald neue Sicherheitsvorschriften in Kraft seien, würden innerhalb der nächsten 90 Tage wieder Visa für alle Länder ausgestellt. So lange gilt dem Erlass zufolge ein Einreiseverbot für alle Besucher aus Syrien, dem Iran, Irak, Libyen, Somalia, dem Sudan und dem Jemen. Außerdem sollen vier Monate lang keine Flüchtlinge mehr ins Land gelassen werden. Für Syrer wird das Flüchtlingsprogramm auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

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Kritiker des Dekrets in den USA wollen den Rechtsweg beschreiten: Die Generalstaatsanwälte von 16 US-Bundesstaaten kündigten an, gegen Trumps "verfassungswidrigen" Erlass vorzugehen. Bürgerrechtsgruppen beteuerten, notfalls bis vor das Oberste Gericht zu gehen.

Kanada bietet Gestrandeten Aufenthalt an

Reisende die wegen des Einreiseverbot-Dekrets in Kanada gestrandet sind, können dort eine befristete Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Dies teilte der kanadische Minister für Migration, Ahmed Hussen, am Sonntag mit. Bisher säßen aber keine Betroffenen an Flughäfen in Kanada fest.

US-Regierungsvertreter hätten überdies versichert, dass Bürger mit einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis in Kanada die USA betreten dürften, solange sie einen entsprechenden Nachweis und einen Pass der vom Einreisestopp betroffenen Länder vorweisen könnten. Hussen war einst ein somalischer Flüchtling und vor Kurzem zum Migrationsminister Kanadas ernannt worden. Der kanadische nationale Sicherheitsberater Daniel Jean, sagte, er sei nicht der Ansicht, dass die US-Einreiseverbote die Welt sicherer machten.

Derweil soll Trump ist nach Angaben des australischen Premierministers Malcolm Turnbull zur Umsiedlung von Flüchtlingen bereit sein, die in Lagern auf Inseln im Pazifik festgehalten werden. Trump habe während eines 25-minütigen Telefongesprächs am Sonntag zugestimmt, eine nicht näher angegebene Zahl Flüchtlinge aufzunehmen, wie dies in den letzten Monaten der vorherigen US-Regierung von Barack Obama versprochen worden sei, sagte Turnbull am Montag.

US-Unternehmen besorgt

Mehrere US-Unternehmen haben beunruhigt auf Einreiseverbot reagiert. Howard Schultz, der Chef der Kaffeerestaurantkette Starbucks, wandte sich in der Nacht auf Montag mit "tiefer Besorgnis" auf der Website des Unternehmens an die Mitarbeiter. Er bezeichnete Trumps Erlass als verwirrend und kündigte Pläne an, um in den nächsten fünf Jahren 10.000 Flüchtlingen Jobs bei Starbucks anbieten zu können.

"Viele Menschen, die negativ von dieser Politik betroffen sind, sind starke Unterstützer der USA", twitterte Tesla-Chef Elon Musk. "Sie haben das Richtige getan, nicht das Falsche, und sie verdienen es nicht zurückgewiesen zu werden."

Uber-Chef Travis Kalanick bezeichnete das Dekret in einem Facebook-Post als "verkehrt und ungerecht". General-Electric-Chef Jeff Immelt erklärte in einem Firmenblog, aus dem verschiedene US-Medien zitierten, er teile die Sorgen seiner Mitarbeiter. Immelt versprach, GE werde den betroffenen Angestellten zur Seite stehen und versuchen, mit der Trump-Administration an Lösungen zu arbeiten. Zuvor hatte es bereits Kritik und Reaktionen etwa von Google, Facebook, Microsoft und Twitter gegeben. Die Tech-Konzerne setzen besonders stark auf Experten aus dem Ausland.

Auch die größte US-Bank JPMorgan Chase richtete sich im Zuge von Trumps Entscheidung laut US-Medienberichten an ihre Mitarbeiter.
Vorstandschef Jamie Dimon versprach demnach in einem Statement allen Angestellten, die von dem Einreiseverbot betroffen sein könnten, das Unternehmen werde sich standhaft für sie einsetzen.

Immelt, Kalanick, Musk und Dimon zählen zu einer Reihe von Top-Managern, die Trump in Wirtschaftsfragen beraten wollen.

Fluglinien stellen Besatzungen um

Derweil stellt die arabische Fluggesellschaft Emirates ihre Besatzung für Flüge in den USA um. "Die jüngste Änderung der Einreisebedingungen in die USA für Bürger von sieben Staaten gilt für alle Reisenden und Crewmitglieder", teilte die größte Airline der Vereinigten Arabischen Emirate mit. Das Unternehmen habe bei der Besatzung deshalb "notwendige Änderungen" vorgenommen, um die neuen Anforderungen zu erfüllen.

Unter den Angestellten von Emirates sind auch Bürger von den sieben mehrheitlich muslimischen Staaten, gegen die US-Präsident Donald Trump am Freitag ein vorübergehendes Einreiseverbot verhängt hatte. Die Fluggesellschaft fliegt mehrere Städte in den USA an. Bisher sei kein Besatzungsmitglied von der Neuregelung betroffen gewesen, erklärte das Unternehmen.

Ähnlich handelt auch die Lufthansa. "Wir haben Crew-Mitglieder, die von der Änderung betroffen sind", sagte ein Lufthansa-Sprecher am Montag. Die Mitarbeiter würden nun auf anderen Strecken fliegen. Zur Zahl der Betroffenen könne er derzeit nichts sagen. Nach Aussagen der Lufthansa sind davon auch Fluggäste der Gesellschaft betroffen. Ihre Anzahl sei aber sehr gering, sagte der Sprecher. Etwa sei es einer Hilfsorganisation nicht mehr möglich gewesen, Flüchtlinge über Frankfurt in die USA zu bringen.

(juju)
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