Indien und China Wirtschaftsgiganten auf Annäherungskurs

Peking · 2,6 Milliarden Menschen leben zusammengenommen in China und Indien. Die beiden asiatischen Giganten sind bemüht, sich anzunähern und das gewaltige, wirtschaftliche Potenzial auszuschöpfen.

 Chinas Staatspräsident Xi Jinping (mitte) und der indische Premierminister Narendra Modi (rechts).

Chinas Staatspräsident Xi Jinping (mitte) und der indische Premierminister Narendra Modi (rechts).

Foto: afp, hk rk/fk/AMO

Indien und China wollen ihre Beziehungen auf ein neues Fundament stellen und die Zusammenarbeit ausbauen. Der indische Premierminister Narendra Modi sagte am Freitag in Peking, dass bei Gesprächen mit der chinesischen Führung in vielen Aspekten Fortschritte erzielt worden seien. Nach einem Treffen Modis mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang wurden 24 Kooperationsabkommen unterzeichnet - von Hochgeschwindigkeitsbahnen bis zur Gründung einer Yogaschule in Kunming.

Modi besuchte China erstmals seit Übernahme seines Amts vor knapp einem Jahr. Durch die Gespräche mit Li und dem Präsidenten Xi Jinping am Vortag sei er dem Ziel, den Beziehungen der beiden asiatischen Giganten - beide zusammen zählen 2,6 Milliarden Menschen - eine neue Richtung zu geben, näher gekommen, sagte Modi.

Wachsendes Handelsdefizit

Die chinesische Führung sei auf die indischen Sorgen wegen des wachsenden Handelsdefizits aufmerksam gemacht worden, das im vergangenen Jahr 48 Milliarden Dollar betragen habe, hieß es. Beide Seiten hätten zugestimmt, auf hoher Ebene eine Institution zu schaffen, die dafür zuständig sein soll, die wirtschaftlichen Beziehungen auszubauen. Dazu gehören Projekte etwa in der Infrastruktur, Informationstechnologie, Arzneimittel, Landwirtschaft und Produktion.

Beide Länder stimmten auch zu, ein drittes Generalkonsulat in dem jeweils anderen Land zu eröffnen. Indien plant eine diplomatische Niederlassung in der Metropole Chengdu, China in Kalkutta.

Sowohl Partner als auch Rivalen

Zudem hätten sich Indien und China auf vertrauensbildende Maßnahmen entlang der umstrittenen Grenze in der Himalaya-Region geeinigt. "Wir beide wiederholten unsere starkes Bekenntnis, alles zu tun, um Frieden und Ruhe in der Grenzregion zu erhalten", sagte Modi. Li sagte, beide Seiten würden in dieser Angelegenheit weiter Gespräche führen, um eine faire Lösung zu finden.

China und Indien sind sowohl Partner als auch Rivalen. So beobachtet Indien das Verhältnis Chinas zu seinem Erzrivalen Pakistan mit Misstrauen. Die Volksrepublik will dort bis zu 40 Milliarden Euro in Kraftwerke und andere Projekte investieren. China wiederum reagiert mit Sorge auf Aktionen des im indischen Exil lebenden Dalai Lama, den es als treibende Kraft hinter den Autonomiebestrebungen vieler Tibeter vermutet.

Wirtschaftlich sieht China Indien vor allem als Absatzmarkt, während Indien um chinesische Investitionen wirbt. Außerdem will es seinen Unternehmen einen besseren Zugang zum chinesischen Markt verschaffen. Am Samstag wird Modi in Shanghai erwartet.

(ap)
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