Überraschung auf der Münchner Sicherheitskonferenz Atomprogramm - Iran will angeblich mit den USA verhandeln

München · Die Münchner Sicherheitskonferenz wartet am Sonntag mit einer faustdicken Überraschung auf: Der Iran ist zu Verhandlungen mit den USA über sein umstrittenes Atomprogramm bereit. Dies sagte der iranische Außenminister Ali-Akbar Salehi am Sonntag in München.

Qaher-313: Ahmadinedschad enthüllt neuen iranischen Kampfjet
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Der Iran wolle sich auch am 25. Februar in Kasachstan zu einer neuen Verhandlungsrunde mit den fünf ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates und Deutschland treffen.

"Wir sind zu Verhandlungen bereit", sagte Salehi zu direkten Gesprächen mit den USA. "Aber dieses Mal muss sichergestellt sein, dass die andere Seite mit authentischen Absichten kommt." US-Vizepräsident Joe Biden hatte am Samstag in München direkte Gespräche zwischen Washington und Teheran über den Atomstreit angeboten.

Die Verhandlungen zwischen der 5+1-Gruppe und dem Iran werden von der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton und dem iranischen Chefunterhändler Said Dschalili geführt. Ursprünglich sollte die nächste Runde bereits im Januar stattfinden.

Salehi sagte, der Iran habe seine politische Unabhängigkeit in "einem mutigen und kühnen Kampf" gewonnen: "Und wir haben beschlossen, nie wieder der Lakai irgendeiner Supermacht zu sein."

Israel hält sich alle Optionen offen

Unterdessen will sich Israel im Streit um das iranische Atomprogramm alle Handlungsoptionen offen halten. "Keine Möglichkeit sollte ausgeschlossen werden", sagte der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak am Sonntag auf der Münchener Sicherheitskonferenz. Die Gefahren durch eine mögliche iranische Atombombe seien zu groß. "Sobald der Iran eine Atommacht wird, wird es viel komplizierter, viel gefährlicher und viel teurer - sowohl mit Blick auf Menschenleben als auch finanziell", sagte Barak.

Israels Vize-Regierungschef widersprach damit Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP). Dieser hatte auf der Sicherheitskonferenz am Samstag gefordert, "an einer politischen und diplomatischen Lösung" zu arbeiten. "Wenn wir dieses Ziel erreichen wollen, dann wäre es falsch, die militärischen Optionen zu diskutieren", sagte Westerwelle.

Barak hingegen äußerte die Befürchtung, Verhandlungen und Sanktionen gegen den Iran könnten nicht ausreichen. "Die Diplomatie ist stärker als in der Vergangenheit, die Sanktionen sind effektiver" - und trotzdem lasse sich die Führung des Iran davon nicht beeindrucken. Sollte dem Iran der Bau einer Atombombe gelingen, "wird er den Countdown zu der (...) Vision nuklearen Terrors starten. Er wird die Versuche beschleunigen, seine Nachbarstaaten einzuschüchtern", warnte Barak.

Der Westen sowie Israel verdächtigen den Iran, unter dem Vorwand seines zivilen Nuklearprogramms am Bau einer Atombombe zu arbeiten. Teheran weist das zurück und beharrt auf seinem Recht auf friedliche Nutzung der Atomenergie. Der UN-Sicherheitsrat sowie die EU und die USA verhängten bereits zahlreiche Sanktionen gegen den Iran, um ihn im Atomstreit zum Einlenken zu bringen. Israel erwägt offen einen Militärangriff auf die iranischen Atomanlagen.

(dpa/AFP/felt)
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