Atomwaffen in Deutschland Russland droht USA mit Gegenmaßnahmen

Moskau · Berichte über eine mögliche Aufstockung des US-Atomwaffenarsenals auf deutschem Boden haben Moskau offenbar in Aufregung versetzt. Russland würde darauf reagieren, um seine nationale Sicherheit zu gewährleisten, teilte ein Kremlsprecher mit.

Atomwaffenaufstockung in Deutschland: Russland droht den USA mit Gegenmaßnahmen
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Russland hat vor einer möglichen Stationierung neuer taktischer US-Atomwaffen in Deutschland gewarnt und mit Gegenmaßnahmen gedroht. Kremlsprecher Dmitri Peskow warf den USA am Mittwoch in Moskau vor, mit diesem "ernsten Schritt" die Spannungen in Europa zu verschärfen. Er reagierte damit auf einen Bericht des ZDF-Fernsehmagazins "Frontal 21" vom Dienstag, wonach die USA neue Atombomben vom Typ B 61-12 auf dem Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz lagern wollen. Eine offizielle Bestätigung für solche Pläne gab es nicht.

"Das kann zu einer Zerstörung des strategischen Gleichgewichts in Europa führen", warnte Peskow. Russland werde durch die "Pläne" der USA gezwungen, seine nationale Sicherheit zu gewährleisten.

Als Reaktion könne Moskau etwa taktische ballistische Raketen vom Typ Iskander in der Ostseeexklave Kaliningrad stationieren, sagte General Juri Balujewski der Agentur Interfax. Auch verstärkte russische Manöver in der Ostsee und im Schwarzen Meer könnten Maßnahmen sein.

"Frontal 21" hatte sich auf US-Haushaltspläne berufen. Rüstungsexperten meinten in der Sendung, dass die neuen taktischen Nuklearwaffen zielgenauer seien als die Atombomben, die bislang in Büchel gelagert würden. Dem SPD-Verteidigungspolitiker Thomas Hitschler zufolge soll der Bundeswehrstandort Büchel in den kommenden Jahren für 120 Millionen Euro modernisiert werden.

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Im Kriegsfall könnten dem Bericht zufolge deutsche Tornado-Piloten im Auftrag der Nato Angriffe mit den US-Bomben fliegen. In dem Bericht war von rund 20 neuen Atomwaffen die Rede, die zusammen die Sprengkraft von 80 Hiroshima-Bomben haben.

Deutschland hat keine eigenen Nuklearwaffen, doch ist seit Jahren bekannt, dass US-Atombomben auch hier lagern sollen. Offizielle Angaben darüber gibt es aber nicht.

Offiziell haben die fünf UN-Vetomächte USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China Atomwaffen. Der von rund 190 Staaten unterzeichnete Atomwaffensperrvertrag von 1968 soll die Weiterverbreitung verhindern. Dennoch sollen etwa auch Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea, die den Vertrag nicht angenommen haben, über nukleare Waffen verfügen. Russlands Außenamtssprecherin Maria Sacharowa kritisierte angesichts der Berichte einen Verstoß gegen den Atomwaffensperrvertrag.

Experten des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri schätzen die Zahl der weltweit existierenden Atomwaffen auf rund 16 000. Den Löwenanteil besitzen demnach die USA mit etwa 7300 und Russland mit 8000 Sprengköpfen.

(dpa)
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