Klima-Konferenz vor entscheidender Phase Auf Bali wird es langsam ernst

Düsseldorf (RPO). Bei den Verhandlungen auf der Weltklimakonferenz von Bali geht es ans Eingemachte. Ab Mittwoch greifen Minister und Staatschefs ein. 189 Länder versuchen, einen gemeinsamen Lösungsweg zu finden. Wieder gibt es große Differenzen. Einziger Hoffnungsschimmer: Alle wissen, dass der Weg andernfalls in die globale Klima-Katastrophe führt.

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Foto: ddp

Dann aber ist schon schnell Schluss mit den Gemeinsamkeiten. Jeder Staat verfolgt nationale Interessen. Und das obwohl die Klimaforscher ein Horrorszenario voraussagen. Dürren, Überschwemmungen, Stürme. Schon jetzt geben uns immer neue Naturkatastrophen einen Vorgeschmack auf das was kommen könnte.

Die Gefahrenlage ist klar. Trotzdem tun sich die Staaten schwer. Bisher hat sich auf Bali nichts bewegt. Die Delegationen haben keine Entscheidungsgewalt. Bisher geht es nur ums Vorfühlen: Wo gibt es Gemeinsamkeiten? Wer kann mit wem? Lassen sich Spielräume ausloten?

Unterhändler stecken im "Tal des Todes"

Chistoph Bals vertritt auf Bali die Nichtregierungsorganisation German Watch und erlebt die Verhandlungen hautnah. "Anfangs beginnt man frohgemut zu verhandeln. Dann verhaken sich die Verhandlungen, weil das für die Delegierten von ihrer Regierung abgesteckte Verhandlungsmandat nicht ausreichend Schnittmengen hat. Der Marsch durch das so genannte "Tal des Todes" beginnt", schildert er den Verlauf der ersten Woche.

Wenn aber die Minister und Präsidenten eintreffen, soll der Aufstieg beginnen. Dann wird es ernst. Sie sind in der Lage, "harte Verhandlungen" zu führen. Sie können Zugeständnisse machen, die auch Geld kosten. Vorher, sagen Beobachter, gleicht der Klimagipfel dem Versuch, den "Wackelpudding an die Wand zu nageln".

Das Verhandlungsziel

Auf Bali geht es darum, ein Nachfolgeabkommen für den Klimaschutzvertrag von Kyoto auf den Weg zu bringen. Kyoto läuft 2012 aus. Bis Freitag soll feststehen, welche Ziele das Nachfolgeabkommen verfolgen soll. Klimaschützer fordern eine grundlegende Umgestaltung von Energiewirtschaft, Verkehrs-, Gebäude-, Land- sowie Forstwirtschaftssystem. Ende 2009 soll das Nachfolgeabkommen stehen. Dann bleiben zwei Jahre, damit die Vertragsstaaten das Abkommen ratifizieren können.

Das aber ist auf Bali noch nicht in Sicht. Es hakt an mehreren Stellen. Am Wochenende lehnten die USA und China eine Festlegung auf verbindliche Ziele ab. US-Delegationsleiter Harlan Watson kündigte an, dass die USA dies frühestens Mitte nächsten Jahres für denkbar halten. Dann könnten die Amerikaner den Erfolg als Ergebnis der selbst initiierten Gespräche mit 16 Staaten, darunter China und Indien, präsentieren.

Entwicklungsländer hatten gehofft, die reichen Industrieländer würden bereits im Abschlussdokument für Bali eine Emissionsminderung um 25 bis 40 Prozent verbindlich zusagen. Im Entwurf für die Erklärung, wie er am Wochenende bekannt wurde, ist von verbindlichen Klimazielen aber nicht die Rede.

Ist die Konferenz zum Scheitern verurteilt?

Doch es gibt auch Hoffnungszeichen auf Bali. Australien schwenkte nach dem Regierungswechsel in das Lager der Klimaschützer über. Große Länder wie Mexiko, Brasilien und Südafrika signalisieren der Nichtregierungsorganisation German Watch zufolge ernsthafte Bereitschaft.

Das vielleicht wichtigste Zeichen kommt aus China. Das Reich der Mitte scheint seine Verantwortung für das Weltklima endlich ernst zu nehmen. Auch die Umweltorganisation German Watch lobte die konstruktive Rolle Chinas. Erstmals sei das Land zu Vereinbarungen über rechtlich verpflichtende Maßnahmen bereit, sagt Christoph Bals.

Am Dienstag trifft auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) auf Bali erwartet. Deutschland gilt als Vorreiter im Klimaschutz. Er forderte in der britischen "Financial Times" die Industriestaaten zu konkreten Zusagen für Finanzhilfen an Entwicklungsländer auf, um sie bei der Anpassung an die globale Erwärmung zu unterstützen. Es wäre ein erster Schritt.

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