Vernichtende Niederlage für Labor Australien wählt den Regierungswechsel

Sydney · Die von Tony Abbott angeführten Konservativen haben am Samstag nach sechs Jahren in der Opposition die Macht in Australien zurückerobert. Das Land stehe "unter neuem Management", sagte Abbott, nachdem Labor-Premier Kevin Rudd seine Niederlage eingeräumt hatte.

 Tony Abbott wird neuer Regierungschef in Australien werden.

Tony Abbott wird neuer Regierungschef in Australien werden.

Foto: afp, SAEED KHAN

Nach Auszählung von knapp 90 Prozent der Stimmen lag das liberal-konservative Bündnis mit 89 von 150 Parlamentssitzen vorn, die Sozialdemokraten stürzten auf 56 Mandate ab.

Er freue sich nun, eine "vertrauenswürdige" Regierung zu bilden, die ihre Versprechen "entschlossen und methodisch" erfüllen werde, sagte der 55-jährige Abbott in Sydney vor seinen Anhängern. Das Land sei nach den Jahren unter sozialdemokratischer Führung nun wieder "offen für Geschäfte". Abbotts Vereidigung ist für kommende Woche vorgesehen.

Rudd war nur hundert Minuten nach Schließung der Wahllokale in Brisbane vor seine Anhänger getreten - und kündigte auch seinen Rücktritt von der Parteispitze an. "Ich glaube, die australische Bevölkerung verdient einen Neustart", sagte er. Nun müsse sich die Partei hinter einer neuen Führung sammeln.

Er hatte bei der Wahl 2007 den Konservativen nach elf Jahren die Mehrheit im Parlament in Canberra entrungen - nun wurden ihm auch seine eigenen Machtintrigen zum Verhängnis.

Er hatte erst im Juni seine Parteifreundin Julia Gillard - Australiens erste Premierministerin - von der Parteispitze und damit aus dem Amt des Regierungschefs gedrängt. Gillard bemühte sich bei der Wahl am Samstag nicht mehr um einen Parlamentssitz und zog sich aus der Politik zurück.

Die parteiinternen Streitereien wurden im eigenen Lager als Grund für die vernichtende Niederlage gewertet. "Die Wahl wurde eher von der Regierung verloren als von der Opposition gewonnen", sagte der frühere Labor-Premierminister Bob Hawke dem Sender Sky.

Rudd hatte vergeblich versucht, im Wahlkampf mit der soliden wirtschaftlichen Lage zu punkten. Australien ist auch in der globalen Finanzkrise nicht in eine Rezession gerutscht. Abbott kündigte in seinem Wahlkampf einen Sparkurs an, um die Verschuldung abzubauen.

Mit der Einführung einer bezahlten Elternzeit will er dem Land seinen Stempel aufdrücken. Die von Labor eingeführte C02-Steuer will er wieder abschaffen und dafür rasch in den internationalen Emissionshandel einsteigen.

Zu den Überraschungssiegern der Wahl gehört der schillernde Bergbau-Milliardär Clive Palmer, der vor allem durch den Plan für einen Titanic-Nachbau Schlagzeilen machte. Seine Palmer United Party ergatterte nach vorläufigen Ergebnissen in Queensland mehr als elf und landesweit 5,7 Prozent der Stimmen, ein Sitz im Unterhaus schien ihm sicher.

Er könne nun in den kommenden Jahren "das ganze Land gewinnen", verkündete Palmer. Fragen nach möglichen Interessenkonflikten zwischen seinen Geschäften und seinem politischem Amt wies er am Samstag barsch beiseite. "Ich habe mehr Geld, als Sie sich jemals erträumen können", sagte er zu einem Journalisten. "Wo soll ein Interessenkonflikt liegen? Wie viel Geld könnte ich Ihrer Meinung nach von der Regierung bekommen?"

(AFP)
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