"Historischer Visite" Barack Obama besucht als erster US-Präsident Hiroshima

Washington · Noch im Mai steht ein symbolträchtiges Treffen von ehemaligen Feinden an: Barack Obama wird als erster US-Präsident die japanische Stadt Hiroshima besuchen.

 Barack Obama und Shinzo Abe.

Barack Obama und Shinzo Abe.

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71 Jahre nach dem Atombomben-Abwurf auf Hiroshima wird erstmals ein amtierender US-Präsident die damals fast völlig vernichtete japanische Stadt besuchen. Wie das Weiße Haus am Dienstag mitteilte, wird Präsident Barack Obama am 27. Mai zusammen mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe die "historische Visite" abstatten.

 Im April 2016 hatte bereits John Kerry als erster Außenminister der USA das Mahnmal zum Atombombenabwurf in Hiroshima besucht.

Im April 2016 hatte bereits John Kerry als erster Außenminister der USA das Mahnmal zum Atombombenabwurf in Hiroshima besucht.

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Mit dem Besuch wolle Obama sein "fortgesetztes Engagement für Frieden und Sicherheit in einer Welt ohne Atomwaffen" unterstreichen, erklärte Präsidentensprecher Josh Earnest. Der US-Präsident plant jedoch nicht, in seiner Rede im Friedenspark von Hiroshima eine formelle Entschuldigung für den Atombomben-Abwurf durch die US-Streitkräfte abzugeben, wie aus einem Internet-Eintrag von Earnest hervorgeht.

Obama werde nicht auf die damalige Entscheidung für den erstmaligen Einsatz der Atombombe eingehen, "sondern eine in die Zukunft gerichtete Version einer gemeinsamen Zukunft" beschreiben, schrieb der Sprecher des Weißen Hauses in seinem Blog.

Die US-Streitkräfte hatten mit ihren Atombomben-Abwürfen über Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 Japan zur Kapitulation im Zweiten Weltkrieg gezwungen. In Hiroshima wurden 140.000 Menschen durch die Bombe getötet, in Nagasaki 74.000 Menschen.

In beiden Ländern ein heikler Besuch

Bis heute ist umstritten, ob der Atombomben-Einsatz nötig war, um Japan zur raschen Kapitulation zu zwingen. In den USA, wo viele den Abwurf der Bomben in der historischen Rückschau für gerechtfertigt halten, ist Obamas Visite innenpolitisch heikel.

Der Besuch kommt zudem zu einem besonders sensiblen Zeitpunkt, da im Dezember der 75. Jahrestag des japanischen Angriffs auf den US-Stützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii begangen wird, der den Kriegseintritt der USA auslöste.

Der Besuch des US-Präsidenten in Hiroshima wird sich an seine Teilnahme am Gipfel der sieben führenden Industriestaaten (G-7) am 26. und 27. Mai in der japanischen Region Ise-Shima anschließen. Spekulationen über einen Besuch Obamas in Hiroshima gab es bereits seit Wochen.

Anfang April hatte John Kerry als erster Außenminister der USA das Mahnmal zum Atombomben-Abwurf in Hiroshima besucht. Er zeigte sich damals "tief bewegt" und beschrieb die Exponate als eine Erfahrung, "die einem den Magen umdreht". Kerry betonte damals: "Jeder sollte Hiroshima besuchen, und mit 'jeder' meine ich 'jeder'" - und heizte so die Spekulationen über einen bevorstehenden Besuch Obamas an.

Anfang April hatte John Kerry als erster Außenminister der USA das Mahnmal zum Atombombenabwurf in Hiroshima besucht. Bis heute ist unter Historikern aber strittig, ob Japans Kapitulation nicht auch ohne die Abwürfe unmittelbar bevorstand. In Hiroshima wurden 140.000 Menschen durch die Bombe getötet oder starben an Spätfolgen. Dem Angriff auf Nagasaki fielen 74.000 Menschen zum Opfer.

(felt/AFP)
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