Grundsatzrede des US-Präsidenten Obama ist der Präsident der neuen Bescheidenheit

Washinton · Fast klang er wie ein Europäer, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Koalitionen bauen, geduldig Partner ins Boot holen, Vorrang für die Diplomatie: Kaum ein deutscher Politiker von Rang hätte es anders gesagt als Barack Obama.

Obama überrascht Truppen in Afghanistan
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Als er in Oslo den Friedensnobelpreis entgegennahm, schockierte er seine Fans zwischen Nordkap und Sizilien noch durch die Kompromisslosigkeit, mit der er die Anwendung bewaffneter Gewalt verteidigte. In West Point, im Mekka des US-Militärs, setzte er die Akzente ganz anders.

Obama, so viel ist klar, entspricht dem Wunsch seiner Wähler nach einer Atempause. Von denen weiß nach den Kriegen im Irak und in Afghanistan eigentlich keiner, was geblieben ist auf der Habenseite. Amerika hat den Blues, es zweifelt an der Rolle, die es in einer unübersichtlicher gewordenen Welt noch spielen kann. Vor allem ist es die Einsicht in die Grenzen des eigenen Einflusses, die das Denken bestimmt, in Wichita oder Williamsburg genauso wie im Weißen Haus.

Andererseits hören es Amerikaner noch immer gern, wenn man ihnen die globale Führungsrolle zuspricht. Die aufgeklärte Nation, idealistisch beseelt, bereit sich einzumischen, wenn etwa in Nigeria Schülerinnen entführt werden von einer fanatischen Bande: Dieses Motiv bleibt. Obama versucht den Spagat, doch das beschränkt sich eher auf Worte. In der Sache ist er der Präsident der neuen Bescheidenheit.

(RP)
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