Fotos Barroso hat sein Team neu aufgestellt
José Manuel Barroso steht an der Spitze der neuen EU-Kommission. Der gelernte Jurist ist Vater von drei Kindern. 1974 trat er der radikal maoistischen Partei MRPP bei, nach dem Tod seines Vaters wechselte er 1977 zu den konservativen Sozialdemokraten. An deren Spitze erreichte er 2002 sein Traumziel: Er wurde portugiesischer Ministerpräsident.
Die frühere EU-Umweltkommissarin Margot Wallström (50) aus Schweden soll sich um Institutionen und Kommunkationsstrategie kümmern. Die Mutter zweier Kinder wurde 2002 zur Kommissarin des Jahres gewählt.
Ein anerkannter Experte ist der deutsche Kommissar Günter Verheugen (60). Er begleitete in seiner letzten Amtszeit die EU-Erweiterung und wird künftig für Unternehmen und Industrie zuständig sein. Der gelernte Journalist hat Soziologie und Politikwissenschaft studiert. Bis 1982 war er Generalsekretär der FDP. Nach der Wende 1982 wechselte er in die SPD.
Der Lette Andre Piebalgs (47) ist Nachfolger der umstrittenen Ingrid Udre. In der Kommission ist der dreifache Familienvater kein Neuling. Er ist Kabinettschef der derzeitigen Kommissarin Kalnite und seit 1998 als Botschafter Lettlands in Brüssel. Der studierte Physiker soll für die Energiepolitik zuständig sein.
Tschechiens früherer Ministerpräsident Vladimir Spidla (53) wird sich als Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Chancengleicheit einsetzen. Er bringt für dieses Amt gute Voraussetzungen mit: Unter den Kommunisten hat der Historiker im Sägewerk, in einer Molkerei und als Kulissenschieber gearbeitet. Nach der Wende war er fünf Jahre Leiter eines regionalen Arbeitsamtes.
Der Finne Olli Rehn (41) ist das jüngste Kommissionsmitglied. Er wird die nächste EU-Erweiterunsgrunde begleiten. Der liberale Politologe war bereits von 1998 bis 2002 Kabinetschef der EU-Kommission und ist in der derzeitigen Kommission für den Bereich Unternehmen und Informationsgesellschaft zuständig.
Viviane Reding (53) aus Luxemburg, unter Romano Prodi Kommissarin für Bildung, Kultur, Jugend, Media, Sport, übernimmt unter Barrosos den Bereich Informationsgesellschaft und Medien. Die dreifache Mutter hat ihren Doktor in Humanwissenschaft an der Pariser Elite-Uni Sorbonn erworben. Von 1989 bis 1999 saß sie als Abgeordnete der Europäischen Volkspartei im EU-Parlament.
In seiner slowenischen Heimat war Janez Potocnik Minister für EU-Angelegenheiten. In Brüssel wird der Doktor der Ökonomie für Wissenschaft und Forschung verantwortlich sein. Der 46-Jährige ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Belgiens ehemaliger Außenminister Louis Michel (54) wurde als Experte für Entwicklung und Humanitäre Hilfe in die Kommission geholt. Seine Karriere hat er als Professor für Literatur begonnen. Er ist der höchstdekorierte Kommissar: 15 Auszeichnungen vor allem von Ordensgemeinschaften hat der Vater zweier Kinder bisher erhalten.
Charlie McCreevy (55) war irischer Finanzminister. Als Kommissar wird er sich um den Binnenmarkt und den Dienstleistungssektor kümmern. Der gelernte Wirtschaftsprüfer ist bereits seit 1997 Mitglied im Rat für "Wirtschaft und Finanzen" der EU. Die 20.700 Euro Bruttoverdienst wird der Vater von vier Söhnen und drei Töchtern gut gebrauchen können.
In Großbritannien musste er er zweimal als Minister zurücktreten, ehe Tony Blair seinem Freund und Vertrauten das Amt in Brüssel verschaffen konnte: Der streitbare Peter Mandelson (53) soll sich dort nun mit dem Thema Handel auseinandersetzen.
Markos Kyprianou (44) kommt aus Zypern. Der Ex-Finanzminister wird sich im Auftrag der EU künftig mit Gesundheit und Verbraucherschutz befasst. Der Jurist konnte sich seit dem Beitritt Zyperns im April 2004 bereits als Kommissar ohne Geschäftsbereich mit seiner künftigen Aufgabe vertraut machen.
Wettbewerbskommissarin wird Neelie Kroes (53) aus den Niederlanden. Sie ist nicht unumstritten. Einige Abgeordnete fürchten, dass ihre Kontakte in die Wirtschaft zu gut sind, um den Wettbewerb wirksam zu kontrollieren. Sie hat neun Aufsichtsratsposten und sitzt in zwei Vorständen. Barroso hat von ihr deshalb eine schriftliche Erklärung über ihre Interessen eingeholt.
Laszlo Kovacs (65) aus Ungarn machte sich bei der Kandidaten-Vorstellung nicht nur Freunde unter den EU-Parlamentariern. Seine Kompetenz für das Energieressort wurde mehrfach angezweifelt. Neben einer Ausbildung zum Chemie-Facharbeiter und einem Abschluß in Politikwissenschaft hat Kovacs vor allem Parteikarriere gemacht.
Siim Kallas (56) war in den neunziger Jahren Ministerpräsident von Estland. Nun wird er sich mit der EU-Verwaltung, Audits und Betrugsbekämpfung beschäftigen. Seine größte Tat war der Wiederaufbau Estlands nach dem Fall der Sowjetunion. Da dürfte das Amt eines EU-Kommissars für den zweifachen Vater fast einen Erholungsurlaub darstellen.
Danuta Hübner (56) aus Polen wird Kommissarin für Regionalpolitik. Für eine ehemalige Wirtschaftsproffessorin und langjährige Präsidentenberaterin in Wirtschaftsfragen nicht gerade naheliegend. Ihre Kenntnisse auf diesem Gebiet stammen aus ihrer Arbeit im Komitee zur Europäischen Integration.
Die Litauerin Dalia Grybauskaite (48) bleibt in ihrem Fachbereich: Die ehemalige Finanzministerin wechselt auf den Posten der Finanzkommissarin. Dort kann Sie ihr Verhandlungsgeschick unter Beweis stellen, mit dem sie bereits als Chefunterhändlerin für ein Freihandelsabkommen mit der EU und in den Verhandlungen mit dem IWF und der Weltbank erfolgreich war.
Else Mariann Fischer Boel (51) aus Dänemark bleibt ebenfalls ihrem Themengebiet treu: Bis August war die rechtsliberale Politikerin Landwirtschaftsministerin in Kopenhagen. Während der dänischen EU-Ratspräsidentschaft zeichnete sie sich als geschickte Verhandlungsführerin aus.
Kommissar für Ausbildung, Kultur und Sprachenvielfalt wird Jan Figel (44) aus der Slowakei. Ein Sprachtalent ist der Elektroingeneur auf jeden Fall: 1994 hat er innerhalb eines Jahres in den USA und in Belgien ein Universitätszertifikat erworben.
In ihrer Heimat umstritten: Benita Ferrero-Waldner hätte als Kommissarin für Außenbeziehungen und Nachbarschaftspolitik künftig vor allem diplomatische Aufgaben. Die 55-jährige Juristin konnte ihre diplomatischen Fähigkeiten besonders unter Beweis stellen, als die anderen EU-Staaten wegen der Beteiligung von Jörg Haiders FPÖ an der Regierung Österreich boykottierten.
Dimas Stavros (63) aus Griechenland wird ein zweites Mal EU-Kommissar. Statt um Arbeit und Soziales befasst sich der Rechtsanwalt jetzt mit Umweltfragen.
Ersatzkandidat für den umstrittenen Italiener Rocco Buttiglione im Ressort Justiz und Inneres ist Außenminister Franco Frattini (47). Der frührer Staatsanwalt bringt dafür auf jeden Fall die fachlichen Qualifikationen mit. Ob sich der Europapolisch unerfahrene Frattini auf diplomatisch Parkett jedoch genauso sicher bewegt, wie als Skifahrer auf dem Gletscher muss sich noch herausstellen.
Maltas früherer Außenminister Joe Borg (52) wird im neuen Team für Fischerei zuständig sein. Der Jurist beschäftigt sich schon seit 1990 mit den Vorteilen und Problemen die Malta durch den EU-Beitritt hat. In Großbitannien hat er seinen Master in Europarecht mit einer Arbeit über Fragen der rechtlichen Harmonisierung abgeschlossen.
Jacques Barrot (67) aus Frankreich darf sich künftig mit Verkehrspolitik befassen. Es ist eines der wenigen Ressorts, das der Diplom-Soziologe, Diplom-Politologe und Jurist bisher noch nicht als Minister ausgeübt hat.
Joaquín Almunia (56) wird sein Amt als Kommissar für Wirtschaft und Währung behalten. Das Herz des Spaniers, der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften studiert hat, schlägt eindeutig Links. Der Abschied aus dem spanischen Parlament nach 25 Jahren dürfte dem heiatverbundenen Vater zweier Kinder schwer gefallen sein.