Secret Service bestätigt Rizin-Fund Behörden fangen vergifteten Brief an Obama ab

Washington · Der Secret Service hat einen an US-Präsident Barack Obama adressierten Brief abgefangen, der die hochgiftige Substanz Rizin enthielt. Der Brief sei bereits am Dienstag außerhalb des Weißen Hauses abgefangen worden, sagte Sprecher Ed Donovan am Mittwoch.

Der Umschlag sei in einer ersten Untersuchung positiv auf Rizin getestet worden, erklärte das FBI am Mittwoch. Weitere Untersuchungen würden folgen. Eine Verbindung zu dem Bombenanschlag auf den Marathon in Boston am Montag gebe es aber nicht. Rizin ist einer der giftigsten Eiweißstoffe, die in der Natur vorkommen. Inhaliert können schon geringste Mengen einen Erwachsenen töten.

Bereits am Dienstag war bekannt geworden, dass ein an einen republikanischen Senator adressierter Brief entdeckt wurde, der ebenfalls Rizin enthielt. Der Umschlag mit dem Gift war bei einer Kontrolle in einem Postamt im US-Staat Maryland nahe Washington abgefangen worden, bevor er das Hauptstadtbüro des Republikaners Roger Wicker aus dem Bundesstaat Mississippi erreichte. Schon wenig später hatte man einen Verdächtigen im Visier, wie die Senatorin Claire McCaskill erklärte. Der Brief sei von einer Person geschickt worden, die immer wieder an Abgeordnete schreibe.

Beide Schreiben seien auf den 8. April datiert und seien in Memphis, im US-Staat Tennessee, abgestempelt worden. In einer Mitteilung des FBI, die der Nachrichtenagentur AP vorlag, heißt es, den Briefen sei ein Schreiben mit jeweils identischem Inhalt zugefügt worden. In beiden Briefen heißt es demnach: "Ein Unrecht zu sehen und es nicht aufzudecken, bedeutet zu einem stillen Teilhaber an seinem Fortbestand zu werden." Der Autor bezeichnete sich selbst als "KC". Wer die Briefe abgeschickt hat, ist noch unklar. Der Fall zieht aber offenbar immer weitere Kreise: Der demokratische Senator Carl Levin aus Michigan sagte am Mittwoch, sein regionales Büro habe ebenfalls einen verdächtigen Brief erhalten.

In den USA ist die Lage nach dem Anschlag in Boston mit drei Toten und mehr als 170 Verletzten angespannt. Die nun entdeckten Briefe mit giftigem Inhalt erinnern an ähnliche Fälle im Jahr 2001. Nach den Terroranschlägen vom 11. September hatten damals Briefe mit Milzbrand-Bakterien an Politiker Angst und Schrecken verbreitet. Fünf Menschen starben. Ein vermuteter Zusammenhang mit den Anschlägen auf das World Trade Center konnte auch damals nicht bewiesen werden. Stattdessen wurde ein US-Wissenschaftler als Einzeltäter verdächtigt. Der Mann nahm sich schließlich das Leben.

EU-Terrorexperte: Gefahr in Europa unverändert hoch

Unterdessen ist die Gefahr von Terroranschlägen in Europa nach Einschätzung des obersten Terrorismus-Experten der EU unverändert hoch. "Europa ist mit einer ernstzunehmenden Terrorgefahr konfrontiert", sagte Gilles de Kerchove am Mittwoch in Brüssel. "Es ist wesentlich, dass wir unsere Reaktionsfähigkeit verbessern etwa durch spezielle Einsatzkräfte." Der oberste EU-Koordinator für die Terrorbekämpfung nannte dabei die Kooperation über Grenzen hinweg, gemeinsame Übungen und Trainings, um die Bürger Europas vor Terrorangriffen zu schützen.

Kerchove begrüßte die gemeinsame Katastrophenübung von neun EU-Staaten. An diesem Mittwoch und Donnerstag finden in neun Ländern Terrorübungen der Polizei statt. Daran beteiligen sich die nationalen Anti-Terroreinheiten, die im Verbund Atlas zusammengeschlossen sind. So werden unter anderem in Belgien, Italien, Spanien und Schweden Anschläge auf Gebäude, Züge, Fähren oder Kraftwerke nachgestellt. Es ist nach Angaben der EU-Kommission die größte Übung ihrer Art. Deutschland beteiligt sich nicht daran. Laut EU-Kommission hat die Übung nichts mit dem jüngsten Bombenanschlag in Boston zu tun.

(ap/felt/das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort