Schimon Peres wird in Jerusalem beigesetzt Barack Obama ruft an Peres' Grab zum Frieden auf

Jerusalem · Zum Staatsbegräbnis des ehemaligen israelischen Premiers Schimon Peres sind zahlreiche internationale Staatsoberhäupter angereist. Der israelische Regierungschef Netanjahu würdigte seinen Vorgänger.

Staatsoberhäupter aus aller Welt in Israel
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Nach einer Trauerfeier mit rund 3000 Gästen wurde der Sarg auf dem Friedhof Herzl-Berg in sein Grab abgelassen, wie das israelische Fernsehen zeigte. Peres' Familie begleitete den von acht Mitgliedern der Ehrengarde getragenen Sarg auf seinem Weg zu dem Friedhof, auf dem viele prominente Israelis beerdigt sind. Anschließend schütteten Militärangehörige Erde auf den Sarg.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat den Altpräsidenten Schimon Peres in einer Trauerrede als "einen der größten Anführer unseres Volkes" gewürdigt. Peres habe sein Leben dem Kampf für eine Friedensregelung mit den Palästinensern gewidmet, sagte Netanjahu am Freitag auf dem Herzl-Berg in Jerusalem.

"Es ist kein Geheimnis, dass wir politische Gegner waren, aber über die Jahre sind wir Freunde geworden, sogar enge Freunde", sagte der rechtsorientierte Ministerpräsident über den Friedensnobelpreisträger. "Er war ein großer Staatsmann, Israel trauert um ihn, die Welt trauert um ihn. Aber sein Erbe gibt uns Hoffnung."

Netanjahu erinnerte an sein erstes Treffen mit Peres beim Begräbnis seines Bruders. Joni Netanjahu war 1976 als Kommandeur bei einem Einsatz zur Befreiung israelischer Geiseln bei einer Flugzeugentführung in Uganda getötet worden. Peres war damals israelischer Verteidigungsminister und habe ihn bei der Trauerfeier mit seiner Ansprache tief beeindruckt, sagte Netanjahu.

Er habe mit Peres oft über den richtigen Weg zu einem Frieden in der Region gestritten, sagte Netanjahu. "Letztlich glaube ich, dass wir beide Recht hatten." Im umkämpften Nahen Osten sei Frieden nur aus einer Position der Stärke zu erzielen. "Aber das Ziel ist die Koexistenz, Frieden für uns und die Völker der Region und unsere palästinensischen Nachbarn."

Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton hat Israels Altpräsidenten Schimon Peres als Menschen gewürdigt, der Hoffnung spendete und Menschen zusammenbrachte. "Seine Kritiker haben ihn oft als naiven überoptimistischen Träumer bezeichnet. Sie lagen nur falsch mit dem naiven Teil."

"Er war ein Diener des Volkes", sagte Clinton. "Er hat niemals jemanden aufgegeben." Clinton war US-Präsident während der Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern in den 1990er Jahren.

Auch der amtierende US-Präsident Barack Obama erinnerte an Peres. Er rief zur Fortsetzung der Friedensbemühungen des israelischen Altpräsidenten Schimon Peres auf. "Die Verantwortung liegt in den Händen der nächsten Generation Israels", sagte Obama auf dem Friedhof Herzl-Berg in Jerusalem. Peres habe begriffen: "Die Juden sind nicht dazu bestimmt, über ein anderes Volk zu herrschen", sagte Obama. Zugleich beklagte er, dass zu vielen jungen Arabern Hass beigebracht werde.

Die Welt nimmt an diesem Freitag Abschied vom israelischen Altpräsidenten Schimon Peres. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen geben mehr als 3000 Trauergäste dem Friedensnobelpreisträger das letzte Geleit. Zu den internationalen Spitzenpolitikern gehört auch US-Präsident Barack Obama der am Freitagmorgen auf dem Flughafen Ben Gurion in der Nähe von Tel Aviv gelandet ist, wie das israelische Fernsehen berichtete. Obama wurde in einer stark gesicherten Fahrzeugkolonne nach Jerusalem gebracht, um bei dem Begräbnis eine Trauerrede zu halten. Direkt nach der Beisetzung fliegt der US-Präsident wieder zurück.

Auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ist zur Beerdigung von Israels Altpräsident Schimon Peres in Jerusalem gekommen. Er sitzt bei der Zeremonie in der ersten Reihe, wie das israelische Fernsehen am Freitagmorgen zeigte. Peres' Familie habe ihn eingeladen, hatte es zuvor in Berichten geheißen.

Unter den Gästen sind außerdem Bundespräsident Joachim Gauck, der französische Staatschef François Hollande, der britische Thronfolger Prinz Charles und Kanadas Premier Justin Trudeau.

Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton umarmte bei der Trauerfeier für Israels Altpräsidenten lange Dalia Rabin umarmt. Die Tochter des 1995 ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Izchak Rabin ist unter den Trauergästen.

Angela Merkel trägt sich in Kondulenzbuch ein

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Schimon Peres einen "großen Staatsmann und Visionär" seines Landes genannt. Merkel trug sich am Freitag in der israelischen Botschaft in Berlin in ein Kondolenzbuch ein und schrieb: "Ich bleibe dankbar für die Begegnungen mit diesem weisen, großherzigen und humorvollen Mann und für seinen Einsatz für die deutsch-israelischen Beziehungen nach dem Zivilisationsbruch der Shoah."

Peres war am Mittwoch im Alter von 93 Jahren gestorben, zwei Wochen nach einem schweren Schlaganfall. Für das Begräbnis reisen nach israelischen Angaben mehr als 90 Delegationen aus rund 70 Ländern an.
Aus Deutschland kommen Bundespräsident Joachim Gauck, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Arbeitsministerin Andrea Nahles. Auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der ägyptische Außenminister Sameh Schukri sind unter den Gästen.

Die Trauerfeierlichkeiten sollen unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden, rund 8000 Polizisten sind im Einsatz. Die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas hat für Freitag zu einem "Tag des Zorns" in Jerusalem und im Westjordanland aufgerufen.

Peres' Sarg sollte am Freitagmorgen vom Parlament zum Nationalfriedhof auf dem Herzl-Berg gebracht werden. Am Donnerstag hatten sich rund 50 000 Menschen von Peres verabschiedet. Sie besuchten den Sarg, der vor der Knesset aufgebahrt war.

(heif/dpa)
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