Betsy DeVos soll US-Bildungsministerin werden Die Milliardärin, die nie eine öffentliche Schule besucht hat

Washington · Donald Trump ist für seine unkonventionelle Art bei der Wahl seiner Minister bekannt. Nun soll die Milliardärin Betsy DeVos als US-Bildungsministerin das amerikanische Bildungssystem reformieren. Kritiker werfen ihr jedoch vor, sie habe von Bildungspolitik gar keine Ahnung.

 Donald Trump und Betsy DeVos. (Archivaufnahme vom 19.11.2016).

Donald Trump und Betsy DeVos. (Archivaufnahme vom 19.11.2016).

Foto: ap, CK MTS

An manchen Schulen sei es sinnvoll, Waffen zur Verteidigung gegen Grizzlybären zuzulassen. Als Betsy DeVos diesen Vorschlag vor wenigen Wochen in einer Anhörung äußerte, war manchem noch zum Schmunzeln zumute. Doch nun könnte sie US-Bildungsministerin werden. Die Emotionen kochen hoch. Denn es steht einiges auf dem Spiel. Ihre Ernennung kann zu einer erheblichen Veränderung der Schullandschaft in den USA führen.

DeVos war nie in einer öffentlichen Schule

Betsy DeVos, eine 59 Jahre alte Milliardärin aus Michigan mit starken Wurzeln im Calvinismus, ist eine ausgesprochene Gegnerin der traditionellen öffentlichen Schule. Schlechte Erfahrungen in der eigenen Schulzeit können es nicht gewesen sein. Denn sie selbst hat in ihrem Leben weder eine öffentliche Schule besucht, noch hat sie ihre Kinder dorthin geschickt. Auch kann sie keine anderweitige Erfahrung mit dem öffentlichen Schulwesen vorweisen. Dennoch hält Präsident Donald Trump sie für geeignet, das Bildungsministerium zu führen. Und das, obwohl die Republikanerin im Wahlkampf zunächst nicht zu seinen Unterstützern zählte.

DeVos setzt sich für freie Schulwahl und sogenannte Schulgutscheine ein - also Gutscheine vom Staat für gebührenpflichtige Privatschulen oder alternative Unterrichtsmodelle. Damit will sie verstärkt private Schulen, Online- sowie Hausunterricht fördern und das Schulwesen noch mehr für sogenannte Charter-Schulen öffnen.

Diese spezielle Schulform gibt es seit den 90er Jahren als Alternative zu herkömmlichen Einrichtungen. Es handelt sich dabei um öffentliche, mit Steuergeldern geförderte Schulen, die für die Schüler kostenfrei sind, oft privat verwaltet werden und nicht den traditionellen Regulierungen unterliegen. Sie können gemeinnützig oder kommerziell betrieben werden.

Die DeVos-Familie setzt sich in Michigan seit Jahrzehnten für diese überwiegend kommerziell betriebene Schulform ein. Doch die Ergebnisse sind offenbar nicht zufriedenstellend. Auch die rechtskonservative Website Breitbart berichtet über unterdurchschnittliche Ergebnisse von Michigans Charter-Schülern in Mathematik und Lesen.

Viele Anhänger von Charter-Schulen sehen die Kandidatur von Betsy DeVos positiv. Es gibt allerdings auch kritische Stimmen. Eli Broad etwa, ein bekannter Milliardär und eigentlich ein Verfechter dieser Schulart, hält DeVos schlicht für "unvorbereitet und unqualifiziert". Zusätzliche Kritik an ihr gibt es mit Blick auf ihre früheren Investitionen in Unternehmen, die von Studentenkrediten profitieren. Darüber hinaus wird ihr vorgeworfen, Antworten auf einen Fragebogen im Zusammenhang mit ihrer Anhörung im US-Senat anderswo abgeschrieben zu haben.

Es gibt Gegenstimmen aus den eigenen Reihen

Der zuständige Senatsausschuss hat der Nominierung von Betsy DeVos am 31. Januar mit einer knappen Entscheidung zugestimmt. Endgültig entschieden wird im Senat voraussichtlich in den nächsten Tagen.

Zwei republikanische Senatoren haben bereits signalisiert, dass sie gegen DeVos stimmen werden. Dies würde zu einer Pattsituation führen. Dann stünde es Vizepräsident Mike Pence zu, durch seine Stimme eine Entscheidung herbeizuführen. Würde DeVos die Zustimmung verweigert, wäre dies ein Novum. Bislang war dies noch bei keinem Kandidaten für das Amt des Bildungsministers der Fall.

(felt/KNA)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort