Wahlen in Pakistan verschoben Bhutto wollte Komplott zur Wahlfälschung aufdecken

Islamabad (RPO). Die beiden großen Oppositionsparteien in Pakistan wehren sich gegen eine von der Regierung geplante Verschiebung der Parlamentswahl. Die Entscheidung der Wahlkommission soll am Mittwoch bekanntgegeben werden. Unterdessen wurde bekannt, dass Benazir Bhutto kurz vor ihrem Tod ein Dossier zu Wahlfälschung in Pakistan veröffentlichen wollte.

Der mächtige Bhutto-Clan
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Foto: AFP

Sollte die Regierung die für Dienstag nächster Woche geplante Abstimmung tatsächlich verschieben, werde seine Partei zu Massenprotesten aufrufen, sagte der ehemalige Ministerpräsident Nawaz Sharif von der Muslimliga (PML-N) und fügte hinzu: "Wir werden diese Verschiebung nicht akzeptieren." Die Pakistanische Volkspartei (PPP) der ermordeten Oppositionsführerin Benazir Bhutto warf Präsident Pervez Musharraf vor, er wolle die Wahl nur deshalb verschieben, damit sich die Empörung über den Mordanschlag in der vergangenen Woche abkühle.

Ein Sprecher der Wahlkommission sagte am Dienstag in Islamabad, es sei unmöglich, den Termin am 8. Januar noch einzuhalten. So seien bei den Unruhen im Anschluss an den Mordanschlag die Büros der Kommission in zehn Bezirken der Provinz Sindh in Brand gesetzt worden. Dabei seien zum Teil auch wichtige Wahlunterlagen zerstört worden, die erst erneuert werden müssten. Vor einer endgültigen Entscheidung seien aber noch Beratungen mit den Parteien notwendig, sagte Kommissionssprecher Kanwar Dilshad. Es wird damit gerechnet, dass die Wahl wegen der Ermordung Bhuttos um etwa sechs Wochen verschoben wird.

Unterdessen wurde über das Attentat neues Videomaterial veröffentlicht, das Zweifel an der Regierungsversion über den Tathergang aufkommen ließ. Der Film, der dem britischen Fernsehsender Channel 4 vorliegt, zeigt einen Mann, der aus nächster Nähe aus einer Handfeuerwaffe Schüsse auf Bhutto in ihrem offenen Wagen abgibt. Sie bewegt sich ruckartig nach oben, was deutlich an ihrem Haar und ihrem Schal zu sehen ist und darauf schließen lässt, dass sie getroffen wurde. Dann fällt sie in sich zusammen, und unmittelbar darauf wird ihr Fahrzeug von einer gewaltigen Explosion erschüttert. Die Regierung hat mitgeteilt, Bhutto sei nicht von Kugeln getroffen worden.

Ein Berater der Politikerin teilte am Dienstag mit, Bhutto habe sich am Abend ihres Todestages mit Abgeordneten aus den USA treffen wollen, um ihnen ein Dossier über Vorbereitungen auf Wahlfälschungen zu übergeben. Der PPP-Abgeordnete Latif Khosa sagte, er habe den 160-seitigen Bericht selbst erstellt. Bhutto habe ihn persönlich Senator Arlen Specter und dem Abgeordneten Patrick Kennedy übergeben wollen. Khosa warf der Wahlkommission unter anderem vor, absichtlich drei Millionen Wahlberechtigte nicht in das Wählerregister aufgenommen zu haben.

Unterdessen traf der neue Vorsitzende der PPP, der 19-jährige Sohn von Benazir Bhutto, wieder in Dubai ein. Bilawal Bhutto Zardari wurde auf dem Flug in die Vereinigten Arabischen Emirate von seinen zwei Schwestern begleitet. Der Student der Oxford University will den Vorsitz nur in seinen repräsentativen Aufgaben übernehmen, die politische Leitung liegt offenbar bei Asif Ali Zardari, dem Witwer von Bhutto.

An der pakistanischen Börse führte die politische Unsicherheit nach der Ermordung Bhuttos zu hohen Kursverlusten. Der Karachi 100 Stock Index brach am Montag um 4,7 Prozent ein. Es war einer der größten Tagesverluste in der Geschichte der Börse.

(afp)
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