Künftiger US-Präsident Das sagt Trump über Deutschland, Merkel und die Nato

Düsseldorf/New York · Die Londoner Zeitung "The Times" und die "Bild"-Zeitung haben Donald Trump in New York besucht. Im Interview bezeichnet er Angela Merkel als "großartige Anführerin", obwohl er sie nie getroffen hat. Und er erklärt seine Twitter-Strategie. Hier seine wichtigsten Aussagen im Überblick.

Merkel, Brexit, Nato, EU: Donald Trump im Wortlaut
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Foto: ap, EV

Eigentlich findet Donald Trump (70) die Presse blöd. Die Medien, sagt er, berichten andauernd falsch über ihn. Deswegen wundert es, dass er jüngst der "Bild"-Zeitung und der Londoner Zeitung "The Times" ein Interview gegeben hat. Für die "Bild"-Zeitung reiste Kai Diekmann nach New York. Auch für ausländische Journalisten ist es nicht leicht, Trump konkrete Aussagen über seine politischen Vorhaben zu entlocken. Die pikanten Vorwürfe zu Donald Trumps Eskapaden in Moskau, die angeblich ein britischer Spion ausgegraben hat, werden nur ein einer Stelle im Gespräch thematisiert. Einmal betont er, die Vorwürfe seien falsch.

  • Das sagt Trump über Deutschland

Trumps Großvater stammt aus Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz). Von daher kennt der im November gewählte US-Präsident Deutschland besser als das kleine deutsche Nachbarland Belgien. Im Interview sagt er, er sei schon einmal in Deutschland gewesen. Wo genau, sagt er nicht. "Ich bin sehr stolz auf Deutschland, und Deutschland ist etwas Besonderes", sagt Trump.

  1. Das sagt Trump über Angela Merkel

Bundeskanzlerin ​Angela Merkel sei eine "großartige Anführerin", sagt Trump, um seine Aussage im nächsten Satz einzuschränken. Merkel habe einen "äußerst katastrophalen Fehler" gemacht, als sie im September 2015 so viele Flüchtlinge aufgenommen habe. "Aber davon abgesehen: Ich respektiere sie, ich mag sie, aber ich kenne sie eben nicht", sagt Trump. Ob er sie ähnlich unterstützen würde wie Obama, lässt Trump offen. Obama hatte bei seinem letzten Deutschland-Besuch erklärt, er würde Merkel wählen.

  1. Das sagt Trump über Putin

Donald Trump sagt, er vertraue Wladimir Putin und halte nichts von zu strengen Wirtschaftssanktionen — "Russland leidet im Moment schwer darunter". Gleichzeitig sagt er aber auch, das Eingreifen Russlands in Syrien sei "eine sehr üble Sache". Bei diesem Thema lässt er die Chance nicht verstreichen, der Obama-Regierung einen Seitenhieb zu verpassen. Amerika habe die Chance gehabt, frühzeitig in Syrien einzugreifen, aber die von Obama definierte "rote Linie" sei ohne Konsequenzen überschritten worden. Obama hatte 2012 angekündigt, der Einsatz von Giftgas gegen die syrische Bevölkerung sei die "rote Linie". Als wenige Monate später bekannt wurde, dass das Assad-Regime Giftgas in Syrien einsetzte, griffen die US-Truppen zunächst nicht ein.

  1. Das sagt Trump über die Nato

Nach Trumps Rechnung hat die Nato nur 22 Mitgliedsstaaten (statt der tatsächlichen 28). Trump nennt die Nato "obsolet". Sie habe sich nicht um das Terror-Problem gekümmert. Er wiederholt seine Vorwürfe, nicht alle Nato-Mitglieder würden das zahlen, "was sie zahlen müssen". Damit bezieht er sich auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Mitgliederstaaten, zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. Das tun aber nicht alle Staaten. Die Nato hat ein festes jährliches Budget von etwa 2 Milliarden Euro. Den Betrag teilen sich die 28 Mitgliedsstaaten anteilig je nach Finanzstärke. Die USA und Deutschland tragen im Verhältnis den Großteil der Kosten.

  1. Das sagt Trump über seinen Politik-Stil

"Ich bin kein Politiker, ich gehe nicht raus und sage: 'Ich werde dies tun, ich werde das tun.' Ich muss tun, was ich tun muss", sagt Trump. "Wer spielt seine Karten schon so, dass er jedem zeigt, was er auf der Hand hat, bevor er ausspielt." Trump hat noch ein paar weitere Vergleiche auf Lager: Zum Irak-Krieg sagt Trump: "Das war, wie Steine in ein Bienennest zu schmeißen." Zu Aleppo sagt er: "Es wirkt fast so, als würden sie sie zum Spaß erschießen." Darüber hinaus spricht er über seine Wahlkampf-Auftritte unter anderem in Michigan. "Den Leuten ist egal, wenn du redest... es ist ihnen egal, sie wollen gute Deals, sie wollen ihre Jobs zurück." Trump ist überzeugt: "Ich glaube, ich habe bereits mehr getan als jeder designierte Präsident zuvor."

  1. Das sagt Trump über Schutzzölle

Deutsche Autohersteller sind bereits in Alarm-Bereitschaft. Dass Donald Trump als US-Präsident Schutzzölle auf Waren einführen will, die nicht in den USA produziert worden sind, hat er schon zuvor gesagt. Im Interview kündigt er an, BMW-Autos mit Zöllen von 35 Prozent zu belegen, wenn der Münchner Autokonzern tatsächlich ein Werk in Mexiko baut. BMW reagierte gelassen. Man werde das Werk dennoch bauen, teilte der Konzern in München mit.

Trump stört, dass im Gegenzug zu den zahlreichen Mercedes-Benz, die er immer auf der 5th Avenue in New York sieht, in Deutschland keine Chrysler gekauft werden. "Es muss in beide Richtungen verlaufen. Ich will, dass es fair ist, es muss Gegenseitigkeit bestehen", sagt Trump. Von Freihandel hält Trump daher nicht viel. Mit seinen Schutzzöllen will er eigentlich aber China treffen. Deutschland ist hinter China das Land mit dem höchsten Handelsbilanzüberschuss weltweit. Das bedeutet, dass Deutschland und China mehr exportieren als importieren. Bei den USA ist das Verhältnis umgekehrt. Das Land hatte 2015 das weltweit größte Handelsbilanzdefizit von 803 Milliarden Dollar — ein Wert, den Trump im Interview korrekt wiedergegeben hat.

  1. Das sagt Trump über seine Twitter-Strategie

Die Presse berichte "unehrlich" über ihn, deswegen twittere er so viel, sagt Trump. 20 Millionen Follower hat sein Twitter-Account, hinzu kommen etwa 17,6 Millionen Follower bei Facebook und 4,7 Millionen bei Instagram. Auf die Frage, ob noch jemand anderes wisse, wie man sich in seinen Twitter-Account einlogge, sagt er: "Nein, das mache ich. Ich habe ein, zwei Leute, die das tagsüber machen. Ich diktiere einfach etwas, und sie tippen es ein."

(heif)
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