Biografie Das war Boris Nemzow
Boris Nezow galt als einer der wichtigsten Kritiker Putins in Russland. Als einer der wenigen brachte er auch Erfahrungen als Politiker mit. Nemzow wurde in der Nacht vom 27. Februar 2015 erschossen. Lesen Sie hier die wichtigsten Eckdaten aus seiner Biografie.
Nemzow wurde am 9. Oktober 1959 in der Schwarzmeermetropole Sotschi geboren.
In seiner Heimatstadt hatte der promovierte Strahlenphysiker vor den ersten russischen Olympischen Winterspielen dort im vergangenen Jahr Putin auch Korruption vorgeworfen.
Vor allem in den 1990er Jahren hatte sich Nemzow als liberaler Reformer einen Namen gemacht - zuerst als charismatischer Gouverneur in Nischni Nowgorod (früher Gorki) an der Wolga. Präsident Boris Jelzin hatte ihn 1997 in die Regierung nach Moskau geholt. Als Vizepremier war er zuständig für Sozial- und Wirtschaftspolitik. Er galt als Jelzins engster Vertrauter und wurde auch im Ausland wegen seiner Englischkenntnisse und seiner Offenheit geschätzt.
Der große und sportliche Nemzow, vierfacher Vater, war zeitweilig auch als Präsidentenanwärter gehandelt worden. "Ich bin liberal, was Wirtschaftsfragen angeht, aber für eine starke Staatsmacht in der Politik", sagte er einmal in einem Zeitungsinterview. Auf dem Foto ist er mit Altbundeskanzler Helmut Kohl bei einem Fototermin in Bonn zu sehen. In der Unterredung der beiden Politiker ging es um wirtschaftliche Fragen sowie den Gipfel der Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Deutschland und Rußland Ende März in Jekatarinenburg.
Politologen bescheinigten Nemzow, der sich gern mit jungen Frauen umgab, starke Ausstrahlungskraft. Das Amt des Präsidenten erhielt er jedoch nie. 1998 trat er als Vizepremier zurück und schied endgültig aus der Politik aus. 2003 verlor er auch sein Duma-Mandat.
Trotz seiner politischen Vergangenheit konnte sich Nemzow mit der Politik Putins nie anfreunden. Er sagte Putins System sei "ein riesiger, mit einer hauchdünnen Schicht Blattgold überzogener Haufen Scheiße". Des weiteren kritisierte er Putins Wirtschaftskurs und seinen Geheimdienstapparat.
Nemzow besiegelte seine Karriere als Putin-Kritiker mit seiner Unterstützung der "Orangenen Revolution" im Jahr 2004. Im Zuge derer er auch Berater von Putin-Konkurrent Wiktor Juschtschenko wurde.
2008 wurde Nemzow doch noch einmal als Präsidentschaftskandidat der Union nominiert. Er zog seine Kandidatur jedoch zurück, da er die Wahlen für eine "Farce" hielt.
Im März 2010 unterzeichnete Nemzow das Manifest "Putin muss gehen" und veröffentlichte im Anschluss mehrere Oppositionspapiere. Er wurde zum Führer der Solidarnost-Bewegung, einem breiten Bündnis von Oppositionellen zu dem auch Ilja Jaschin gehörte.
Nemzow war auch Mitbegründer der "Partei der Volksfreunde", die 2011 an den Dumawahlen teilnehmen sollte. Dazu kam es jedoch nie.
2015 starb Nemzow in Moskau, unweit des Kremls, an vier Schüssen in den Rücken.