Brenner in Österreich Grenzkontrollen könnten Ende Mai beginnen

Innsbruck · Die Grenzkontrollen am Brenner sollen einem Medienbericht zufolge Ende Mai oder Anfang Juni beginnen. Dann rechne die Polizei mit rund 400 bis 500 Flüchtlingen am Tag. Für Personenkontrollen würden die vier Autobahnspuren geteilt. Auch über einen Grenzzaun werde diskutiert.

 Ein österreichisches Grenzschild am Brenner ist mit dem Wort "Welcome", also "Willkommen", übersprüht.

Ein österreichisches Grenzschild am Brenner ist mit dem Wort "Welcome", also "Willkommen", übersprüht.

Foto: ap

Das berichtet die "Tiroler Tageszeitung". Es gelte dann für Autofahrer im Bereich des österreichisch-italienischen Grenzübergangs Tempo 30. Auch der Zugverkehr solle kontrolliert werden. Ob auch ein Grenzzaun errichtet werde, hänge von der Kooperation der italienischen Seite ab, schreibt das Blatt. Österreich erwartet von Italien, dass es das "Durchwinken" von Migranten Richtung Norden beendet. Die Behörden wollen am frühen Nachmittag offiziell über die Pläne unterrichten.

Das Vorhaben wird gerade in Italien mit großer Sorge gesehen. "Die Schließung des Brenners wäre ein schwerer Schaden für die Wirtschaft und für den Transport, aber auch für die EU, weil der Brenner ein Symbol für europäische Integration ist", warnte Italiens Verkehrsminister Graziano Delrio. "Wir vertrauen darauf, dass es ein Umdenken geben wird." Regierungschef Matteo Renzi betonte zuletzt, es gebe nichts, was die Schließung des Brenners rechtfertige.

Die Wirtschaft sieht Grenzkontrollen ohnehin kritisch. Am Brenner drohe den Transportunternehmen ein Millionenschaden, sagte der Leiter der Bundessparte Transport und Verkehr bei der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), Alexander Klacska. So könnten die entsprechenden Wartezeiten und Staus die Logistikbranche pro Tag eine Million Euro kosten. "Das sind schlechte Nachrichten", sagte der Experte der Deutschen Presse-Agentur. Der Schaden berücksichtige nur die Wartezeit der Lastwagen und noch nicht die indirekten Folgekosten bei den Unternehmen.

Der österreichisch-italienische Grenzübergang ist einer der ganz zentralen Punkte für die Branche speziell auf dem Weg zu den Häfen am Mittelmeer. Pro Jahr fahren sechs Millionen Autos und zwei Millionen Lastwagen über den Pass zwischen Tirol und Südtirol.

Die Branche leide ohnehin sehr unter den seit 2015 von deutscher Seite eingeführten Grenzkontrollen, meinte Klacska. An den Grenzübergängen bei Kufstein, Salzburg und Passau staue sich der Verkehr Richtung Deutschland bis zu drei Stunden. Pro Tag entstünden so Kosten für die Branche von bis zu 2,5 Millionen Euro allein an der deutsch-österreichischen Grenze, erklärte der Experte.

(dpa/jeku)
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