Umfragen zum EU-Austritt Bisher keine Mehrheit für den Brexit

Düsseldorf · Die EU hat zwar bei den Briten ein sehr negatives Image, doch gibt es keine Mehrheit für einen Brexit. Die Befragten in anderen EU-Ländern würden die Briten gern dabei behalten. Das ergaben Umfragen des Instituts YouGov.

 Die Briten sind sich noch uneinig.

Die Briten sind sich noch uneinig.

Foto: afp

Im Wahlkampf zur Volksabstimmung über den Verbleib Großbritanniens in der EU steigt die Spannung. Gut drei Wochen vor dem Referendum liegen Befürworter und Gegner eines Brexits Kopf an Kopf, wie aus einer Umfrage des Instituts YouGov für die "Handelsblatt Global Edition" hervorgeht. Darin sprachen sich 40 Prozent der Briten für einen EU-Austritt aus, genauso viele forderten einen Verbleib. 14 Prozent wussten noch nicht, wie sie am 23. Juni abstimmen werden, weitere sechs Prozent wollten nicht wählen gehen.

Auf die Frage, welche Auswirkungen ein Brexit haben würde, antworteten 48 Prozent, dies sei schlecht für die EU, 51 Prozent erwarteten, dass dann auf jeden Fall weitere Länder die EU verlassen würden. 31 Prozent waren dagegen der Meinung, dass es für die EU keinen großen Unterschied mache, ob Großbritannien Mitglied bleibt oder nicht.

Für den Fall eines Brexits forderten 41 Prozent der Briten von der EU ein Angebot für ein Freihandelsabkommen, bei dem diese keine Freizügigkeit für EU-Bürger in Großbritannien verlangen solle. YouGov befragte zwischen dem 19. und 24. Mai 1764 Briten. Interviewt wurden zudem 2056 Deutsche, 1001 Franzosen, 1007 Dänen, 1029 Schweden, 950 Finnen und 561 Bürger des Nicht-EU-Landes Norwegen. In diesen Ländern erwartete jeweils eine Mehrheit, dass die Briten für einen Verbleib in der EU stimmen.

Auch bei der Frage, ob ihr eigenes Land in der EU bleiben solle, kamen die EU-Befürworter in den untersuchten Staaten jeweils auf eine Mehrheit. In Deutschland etwa ermittelte YouGov 54 Prozent EU-Befürworter, während sich 29 Prozent als Anhänger eines Austritts zu erkennen gaben. Nur in Norwegen, dessen Bürger einen EU-Beitritt bereits zweimal abgelehnt hatten, behielten die EU-Gegner mit 64 zu 17 Prozent die Oberhand. Die übrigen Befragten waren jeweils unentschieden.

In der Umfrage bestätigte sich zudem das schlechte Ansehen der EU. So bewerteten 48 Prozent der Briten die EU als verschwenderisch, 38 Prozent hielten sie für anmaßend, 36 Prozent für weltfremd und 29 Prozent für unehrlich. Nur acht Prozent hielten sie für demokratisch, sechs Prozent für verantwortungsvoll und vier Prozent für effizient.

Die Werte für die Regierung in London waren allerdings teilweise noch schlechter. Ihr warfen 44 Prozent Verschwendung vor, 52 Prozent fanden sie anmaßend, 25 Prozent weltfremd und 50 Prozent unehrlich.
Für demokratisch hielten sie zwölf Prozent, für verantwortungsvoll zehn und für effizient fünf Prozent. In Deutschland war das Image von EU und Regierung nur unwesentlich besser.

In fast allen untersuchten EU-Staaten hielt eine deutliche Mehrheit Befragten das eigene Land für den größten Verlierer in der EU. In Großbritannien waren es 30 Prozent in Frankreich 32, in Deutschland 36, in Schweden und Finnland je 39 Prozent. Nur bei den Dänen glaubten 21 Prozent, dass Deutschland noch mehr verliere als Dänemark selbst (20 Prozent).

Den größten EU-Profiteur vermuteten die deutliche Mehrheit der Befragen jeweils im EU-Ausland. So glaubten in Großbritannien 23 Prozent, Deutschland profitiere mehr von der EU als etwa Rumänien (20 Prozent), Polen (19 Prozent) und Griechenland (14 Prozent).

(ap)
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