Nazir Ahmed vom Parlament suspendiert Britischer Lord soll Kopfgeld auf Obama ausgesetzt haben

London · Nazir Ahmed ist kein armer Mann. Als Besitzer dreier Baufirmen verdient das 53-jährige Mitglied des britischen House of Lords genügend Geld, um 10.000 Pfund für ein Kinderkrankenhaus in Leeds zu spenden. Jetzt soll jedoch Lord Ahmed eine außergewöhnliche Entscheidung getroffen haben: Der dreifache Vater mit pakistanischen Wurzeln will angeblich sein gesamtes Vermögen, seine Firmenanteile und sein Haus verkaufen, um jene zu belohnen, die den US-Präsidenten Barack Obama und dessen Vorgänger George Bush als Feinde des Islam festnehmen können.

 Der britische Lord, Nazir Ahmed, soll ein Kopfgeld von zehn Millionen Pfund auf die Ergreifung der "Kriegsverbrecher" Obama und Bush ausgerufen haben.

Der britische Lord, Nazir Ahmed, soll ein Kopfgeld von zehn Millionen Pfund auf die Ergreifung der "Kriegsverbrecher" Obama und Bush ausgerufen haben.

Foto: dapd, Anna Gowthorpe

Die Führung der oppositionellen Labour-Partei in Großbritannien musste sich am Sonntag die Augen reiben, als sie diesen Bericht aus Haripur in Pakistan las: "Kopfgeld in Sterling ausgesetzt auf Obama und Bush". Es hörte sich sensationell an. Laut einem Reporter der seriösen Zeitung "The Express Tribune" kritisierte der Labour-Lord Ahmed auf einem Empfang die ausgeschriebene US-Belohnung von zehn Millionen Dollar für die Ergreifung des Drahtziehers des Terrorangriffs in Mumbai, Hafiz Saeed. Es sei eine "Beleidigung für alle Muslime", soll der britische Gesetzgeber vor drei Tagen getobt haben. "Wenn die USA das machen, dann setze ich ein Kopfgeld von zehn Millionen Pfund auf Obama und Bush aus".

Suspendierung vom Parlament

Nach Angaben des pakistanischen Blatts schwor der undiplomatische Lord weiter, alles zu verkaufen, um die Prämie auszahlen zu können. Am Montag bekam er die Konsequenzen seines Gefühlsausbruchs zu spüren: Ahmeds Mitgliedschaft im Oberhaus des Westminster-Parlaments wurde für unbestimmte Zeit suspendiert. "Wir untersuchen diesen Vorfall. Wenn es wahr ist, dann sind diese Bemerkungen absolut inakzeptabel", sagt ein Parteisprecher. Nazir Ahmed bestreitet in einer Stellungnahme, Obama und Bush dem untergetauchten Terroristen Saeed gleichgesetzt zu haben. Er nennt jedoch beide US-Präsidenten "Kriegsverbrecher", die vor Gericht gestellt werden sollten.

Es ist nicht das erste Mal, dass der erste muslimische Lord im heutigen britischen Oberhaus (ernannt 1998) für Schlagzeilen sorgt. Der in Kaschmir geborene Ahmed kritisierte 2006 in einem offenen Brief an den damaligen Premier Tony Blair die Außenpolitik seiner Partei. Ein Jahr später protestierte er laut gegen die Verleihung der Ritterwürde an den religionskritischen Schriftsteller Salman Rushdie, der seiner Meinung nach "Blut auf den Händen" hatte. 2008 kam der Bauunternehmer für zwei Wochen ins Gefängnis, nachdem er einen tödlichen Auffahrunfall verursacht hatte. Ahmed gab vor Gericht zu, am Steuer SMS-Nachrichten geschrieben zu haben, als er auf einer Autobahn in ein Auto mit einem Insassen krachte. Seine Haftstrafe wurde damals zur Bewährung ausgesetzt.

Das angebliche "Kopfgeld" auf Obama und Bush wurde am Montag von mehreren Westminster-Abgeordneten scharf verurteilt. Wer so etwas fordere, habe es nicht verdient, im Parlament zu arbeiten, kritisierte der Vorsitzende des Antiterror-Ausschusses, Patrick Mercer. "Denn es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Präsidenten eines großen demokratischen Landes und einen Verdächtigten, der im Zusammenhang mit einem schrecklichen Verbrechen gesucht wird".

Lord Ahmed sagte am Montag der BBC, er sei "schockiert und erschüttert” über die "Lügen” in den Medien, er habe in Pakistan weder Obama noch ein Kopfgeld erwähnt. Ahmed bleibt jedoch weiter suspendiert.

(RP/felt/das/rl/sap)
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