Nach Massenprotesten Präsident von Burkina Faso tritt zurück

Ouagadougou · Nach den Massenprotesten gegen eine Verlängerung seiner Amtszeit hat der Präsident von Burkina Faso, Blaise Compaoré, nach 27 Jahren an der Macht seinen Rücktritt erklärt.

In einer im Fernsehen verlesenen Mitteilung sprach der 63-Jährige am Freitag von einem "Machtvakuum" an der Staatsspitze und nannte baldige Neuwahlen als Ziel. Wenig später übernahm Militärchef Honoré Traoré die Macht. Die Lage in der Hauptstadt blieb angespannt.

"Im Bestreben, die demokratischen Errungenschaften und den sozialen Frieden zu erhalten (...), gebe ich ein Machtvakuum bekannt, um zu ermöglichen, dass eine Übergangszeit eingeleitet wird, die zu freien und transparenten Wahlen in einem Zeitraum von 90 Tagen führt", hieß es in einer im Fernsehsender BF1 verlesenen Erklärung Compaorés. Wie aus französischen Diplomatenkreisen in Paris verlautete, floh Compaoré aus der Hauptstadt Ouagadougou und reiste in den Süden des Landes.

Vor seinem Rücktritt waren erneut zehntausende Menschen durch Ouagadougou gezogen und hatten den sofortigen Rücktritt des Staatschefs verlangt. Ein Vertreter der Armee verkündete gegen Mittag vor den Demonstranten, Compaoré sei "nicht mehr an der Macht". Die Menge brach in Jubel aus. Wenig später erfolgte die Rücktrittserklärung Compaorés, der einen Amtsverzicht bei einer nächtlichen Fernsehansprache noch abgelehnt hatte. Generalstabschef Traoré erklärte anschließend, er übernehme "gemäß der Verfassung" mit sofortiger Wirkung das Amt des Staatschefs.

Die Demonstranten lehnen mehrheitlich eine Machtübernahme durch die Armee ab. Vor dem Hauptquartier der Streitkräfte am Platz der Nation hatte die Menge am Morgen "Kouamé Lougué an die Macht!" gerufen. Der General im Ruhestand und Ex-Verteidigungsminister genießt im Land hohes Ansehen.

Die Proteste gegen Compaoré waren am Donnerstag eskaliert. Aufgebrachte Demonstranten hatten das Parlament gestürmt und in Brand gesteckt und so die Abstimmung über eine Verfassungsänderung verhindert, die Compaoré nach 27 Jahren Herrschaft eine weitere Amtszeit ermöglicht hätte. Am Freitag war die Lage in der Hauptstadt weiter angespannt, es kam zu Plünderungen im Regierungsviertel. Die Polizei schritt zunächst nicht ein.

Frankreichs Präsident François Hollande begrüßte den Rücktritt und erklärte, nun sei es möglich, "einen Ausweg aus der Krise zu finden". Zugleich forderte Hollande "die schnelle Abhaltung demokratischer Wahlen". Auch die EU betonte, dass allein die Bevölkerung über die Zukunft ihres Landes zu bestimmen habe.

Compaoré war 1987 durch einen Putsch gegen seinen langjährigen Weggefährten Thomas Sankara an die Macht gekommen. Der Sozialist Sankara, der im Zuge der Revolte getötet wurde, wird bis heute von vielen Burkinern verehrt. Compaoré ließ sich seit 1991 vier Mal bei Wahlen im Amt bestätigen. Dazu ließ er bereits einmal die Verfassung ändern.

In den sozialen Netzwerken wurden die Ereignisse in Burkina Faso als Weckruf für ganz Afrika gewertet. Der Abgang Compaorés sei "eine Warnung an alle afrikanischen Staatschefs", schrieb ein Nutzer aus Kenia. "Diktatoren haben keinen Platz in der Zukunft Afrikas", lautete ein Kommentar aus Südafrika. In mehreren afrikanischen Staaten, darunter Angola, Uganda oder Simbabwe, sind die Präsidenten bereits seit mehr als 20 Jahren an der Macht.

(afp)
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