Nach Charleston-Attentat Gouverneurin will Südstaaten-Flagge abhängen

Washington · Nach der rassistischen Attacke mit neun Toten auf eine von Afroamerikanern besuchte Kirche steht der US-Bundesstaat South Carolina vor einem historischen Kurswechsel im Umgang mit der umstrittenen Südstaaten-Flagge. Die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, startete jetzt eine Initiative, das Banner vor dem Regierungssitz und Parlament des Bundesstaates abzuhängen. Die Entscheidung darüber liegt bei den Abgeordneten.

#TakeDownThatFlag – US-Protest gegen Konföderiertenflagge
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Foto: Screenshot Twitter

150 Jahren nach Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges sei es an der Zeit, die Fahne der Konföderierten vom Gelände des Kapitols in South Carolinas Hauptstadt Columbia zu entfernen, sagte die Republikanerin in einer vom Fernsehen übertragenen Ansprache. Haley trat mit einer Reihe von Politikern beider Parteien vor die Kameras, darunter der republikanische Senator und Präsidentschaftskandidat Lindsey Graham.

Die Gouverneurin war allerdings bemüht, den unterschiedlichen Einstellungen zu der Flagge Rechnung zu tragen. "Für viele Leute in unserem Bundesstaat steht die Flagge für ehrenvolle Traditionen", sagte sie. Das Banner sei ein "Andenken" an Vorfahren, die ihrem Staat in Kriegszeiten gedient hätten. "Zugleich ist die Flagge für viele andere ein beleidigendes Symbol für brutale Unterdrückung in der Vergangenheit", fügte Haley hinzu. Auf ihrem Privatgrundstück dürften Bürger das Banner weiter "stolz" hissen, vor dem Kapitol habe es aber keinen Platz.

Der 21-jährige Weiße Dylann Roof soll am vergangenen Mittwoch in der Emanuel African Methodist Episcopal Church in Charleston aus rassistischen Motiven neun Schwarze erschossen haben. Medienberichten zufolge gestand er nach seiner Festnahme die Tat, bei einer ersten Anhörung am Freitag wurde ihm neunfacher Mord vorgeworfen.

Roof hatte auf Fotos mit der Südstaaten-Flagge posiert. Die Fahne diente ursprünglich als Kriegsflagge der Armee des nördlichen Virginia und wurde später zum Erkennungszeichen der für den Erhalt der Sklaverei kämpfenden Konföderierten im vom 1861 bis 1865 dauernden Bürgerkrieg.

Bis zum Jahr 2000 wehte die Flagge - ein mit weißen Sternen besetztes blaues Kreuz auf rotem Grund - auf dem Dach des Kapitols in Columbia. Dann entschied das Parlament von South Carolina, sie auf einem Kriegerdenkmal vor dem Gebäude zu hissen. Um die Fahne nun ganz zu entfernen, müssen die Abgeordneten zustimmen. Das Parlament geht diese Woche in die Sommerpause. Haley erklärte, eine Sondersitzung zu der Südstaaten-Flagge einzuberufen, sollten die Abgeordneten nicht rechtzeitig handeln.

Das Weiße Haus teilte unterdessen mit, dass Präsident Barack Obama, seine Frau Michelle und Vizepräsident Joe Biden am Freitag an der Beerdigung des erschossenen Pastors der Emanuel African Methodist Episcopal Church teilnehmen würden. Obama werde die Trauerrede für Clementa Pinckney halten, hieß es.

Der Präsident sorgte am Montag für Aufsehen, als er mit dem Tabu-Wort "Nigger" in die Rassismusdebatte eingriff. "Wir sind vom Rassismus nicht geheilt", sagte Obama in einem Interview mit dem Internetradio WTF. "Und es geht nicht nur darum, dass es unhöflich ist, in der Öffentlichkeit 'Nigger' zu sagen." Das Erbe von Sklaverei und Diskriminierung werfe einen "langen Schatten" und sei "noch immer Teil unserer DNA".

Das englische Wort "Nigger" ist eine abwertende Bezeichnung für Schwarze. US-Medien vermeiden den Ausdruck und sprechen nur vom "N-Wort" - selbst Obamas Äußerung wurde im Fernsehen mit einem Piepen übertönt. In der afroamerikanischen Hip-Hop- und Jugendkultur ist der Begriff dagegen als ironische Selbstbeschreibung geläufig.

(AFP)
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