Nach dem Anschlag von Paris Edward Snowden und "Charlie Hebdo"

Meinung | Düsseldorf · Nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" ist bekannt geworden, dass die beiden mutmaßlichen Attentäter Chérif und Saïd Kouachi auf der Flugverbotsliste der USA standen. Zudem soll der ältere von beiden zu einem Terrortraining in den Jemen gereist sein. Dazu ein Kommentar.

Fotos des Gedenkens: "Je suis Charlie"
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"Je suis Charlie"

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Hätte sich das schreckliche Attentat von Paris verhindern lassen? Die Frage ist hypothetisch, gewiss. Aber sie muss gestellt werden. Denn wenn Fehler gemacht wurden, müssen sie korrigiert werden. Wenn es Lücken in der Terror-Abwehr gab, müssen sie geschlossen werden. Und noch eine unangenehme Frage sollten wir uns stellen: Hat Edward Snowden, der die Abhörmethoden des US-Geheimdienstes NSA öffentlich machte, uns am Ende doch einen gewaltigen Bärendienst erwiesen?

Klar scheint jedenfalls, dass der ehemalige NSA-Mitarbeiter den Extremisten entscheidende Hinweise gegeben hat, wie sie der elektronischen Überwachung entgehen können, die die Täter identifizieren sollte, bevor sie töten konnten. Snowden prangerte eben nicht nur die unbestreitbaren Abhör-Exzesse der NSA an — Stichwort Merkel-Handy. Er verriet nebenbei leider auch viele operative Details, die wohl besser geheim geblieben wären. Niemand kann sagen, ob das Massaker von Paris hätte verhindert werden können, hätte es Snowdens Enthüllungen nicht gegeben. Aber man darf wenigstens mit einiger Berechtigung vermuten, dass die Chancen dafür höher gewesen wären.

"Charlie Hebdo" - Die Opfer der Schießerei in Paris
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"Charlie Hebdo" - Die Opfer der Schießerei

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"Charlie Hebdo": Attentäter nehmen Geisel nahe Paris
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Charlie Hebdo: Spezialeinheiten sind in Corcy den Tätern von Paris auf der Spur
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Spezialeinheiten sind den Tätern von Paris auf der Spur

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Bis vor zwei Tagen haben wir uns gerade in Deutschland sehr leicht getan, solche Argumente vom Tisch zu fegen. Schließlich — das liegt in der Natur der Sache — wurden praktisch nie Belege für die Behauptung der Geheimdienste geliefert, dass die systematische Überwachung der Amerikaner zur Verhinderung von Attentaten geführt hat. Weil Deutschland bislang zum Glück von schweren Terror-Anschlägen mit islamistischem Hintergrund verschont geblieben ist, fiel es leicht, die Abhör-Wut der NSA für verzichtbar, ja für kriminell zu halten. Hoffentlich bekommen wir nicht schon bald blutigen Anlass, diese Einstellung im Nachhinein als reichlich naiv zu bedauern.

(beer)
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